Oft haben wir sowohl als Gewerkschaft für den Pflegeberuf, als auch jeder persönlich auf den Stationen oder auf der Straße auf die immer offensichtlicheren Missstände hingewiesen.
Die positiven Seiten, wegen denen wir unseren Beruf aufgenommen haben, sind dabei immer weiter in den Hintergrund getreten. KollegInnen, die den Beruf verlassen haben oder wegen Burn-out, Depressionen, Angsterkrankungen oder körperlichen Beschwerden ausgefallen sind, haben uns gezeigt wohin die Dauerbelastung führt. Es ist Zeit, dass auf uns Rücksicht genommen wird!
Flächendeckende Gehaltserhöhung im Pflegeberuf
Wir brauchen flächendeckende Gehaltserhöhungen auf ein Einstiegsgehalt von mindestens 4.000 Euro Brutto, einen verbindlichen Personalschlüssel, der bei Unterschreitung Bettensperrungen nach sich zieht. Wir brauchen eine Ausbildungsvergütung, die ein eigenständiges Leben ermöglicht. Wir müssen die Möglichkeit haben unsere PatientInnen adäquat zu versorgen. Wenn wir uns keine Sorgen mehr über ständiges Einspringen, Überstunden und Unterbesetzung machen müssen und die Wertschätzung unserer Arbeit wieder vorhanden ist, können wir unsere Arbeit wieder angemessen ausführen.
Eine kürzlich veröffentlichte Studie der Arbeitnehmerkammer Bremen unter 12.700 Pflegenden, die aus dem Beruf ausgestiegen sind, kam zu dem Ergebnis, dass bis zu 300.000 Pflegekräfte sich eine Rückkehr in den Beruf unter diesen Umständen vorstellen können. Die Freude an der Arbeit kann nur durch eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen herbeigeführt werden und diese Freude ist die wichtigste Grundvoraussetzung für eine gute Pflege. Unser Beruf bietet etwas, das viele an ihrer Arbeit vermissen: Sie ist erfüllend, denn sie verfolgt einen sinnvollen und guten Zweck, der jedem leicht begreifbar ist.
Forderungen in den Bundestag
Wir alle möchten gut versorgt werden, wenn wir krank sind. Unsere Arbeit ist außerdem bereichernd, weil wir mit so vielen unterschiedlichen Menschen in Kontakt kommen und ihre Erfahrungen teilen können. Wir arbeiten mit Menschen aus den unterschiedlichsten Berufsgruppen, Schichten, Altersklassen und Milieus. Wir erfahren tiefe Dankbarkeit für eine gute Arbeit, die wir machen, aber wir können diese Arbeit nur dann gut machen, wenn uns die Möglichkeit dazu gegeben wird!
Um für diese Möglichkeit zu kämpfen, müssen wir uns gewerkschaftlich organisieren! Wir müssen unsere Forderungen auf die Straße und in den Bundestag bringen! Damit wir wieder Freude an unserem Beruf haben, und eine gute medizinische Versorgung wieder gewährleisten können.
Von Niklas Kemper