Medienberichten zufolge nehmen Experten und Expertinnen aktuell eine Zunahme von Thrombosen mit schweren Verläufen wahr. Zum einen treten diese unabhängig von dem Coronavirus auf (etwa durch Bewegungsmangel während des Lockdowns und dem Verzicht auf eigentlich notwendige Arztbesuche), zum anderen sind thromboembolische Ereignisse im Speziellen vermehrt bei an COVID-19 erkrankten Patienten und Patientinnen zu beobachten.
Studien hierzu zeigen auf, dass bei einem schweren Verlauf der COVID-19-Erkrankung auch ein erhöhtes Risiko für eine Thrombose und daraus folgend für eine Lungenembolie besteht.
Bei vielen Patienten und Patientinnen mit COVID-19 wird zudem eine Komorbidität festgestellt. In einer Studie von Zhou et al.[1] beispielsweise zeigte sich bei 48 Prozent (91) der untersuchten Patienten und Patientinnen (insgesamt 191) eine Komorbidität, wovon am häufigsten Bluthochdruck (30 Prozent) vertreten war, gefolgt von Diabetes (19 Prozent) und koronarer Herzkrankheit (8 Prozent).
Als Risikofaktoren für eine schlechte Prognose des COVID-19-Krankheitsverlaufs konnten hier vor allem ein höheres Alter, ein hoher sogenannter SOFA-Score (Kennzahl zur Beurteilung des Organversagens bei einer Sepsis) sowie ein D‑Dimer von über 1 µg/l (Spaltprodukt des Fibrins, das eine wichtige Rolle bei der Bildung von Blutgerinnsel spielt) ausgemacht werden.
Gerade für Ärzte und Ärztinnen, die COVID-19-Erkrankte behandeln, können diese Ergebnisse sehr aufschlussreich sein, um Patienten und Patientinnen mit einer potenziell schlechten Prognose durch COVID-19 zu identifizieren.
Darüber hinaus gibt es eine weitere Studie,[2] die untersucht hat, wie hoch das Risiko einer venösen Thromboembolie (VTE) bei COVID-19 Patienten und Patientinnen mit stationärem Klinikaufenthalt und ihres Blutungsrisikos ist. Von den 15 als kritisch krank eingestuften Patienten bzw. Patientinnen (der insgesamt 138 Studienteilnehmer und –teilnehmerinnen) – also solche, die künstlich beatmet werden mussten oder deren Anteil des Sauerstoffs im Inspirationsgas bei mindestens 60 Prozent oder höher lag – haben 20 Prozent trotz der von der Richtlinie empfohlenen Thrombophylaxe eine venöse Thromboembolie entwickelt.
Fazit der Studienautoren und ‑autorinnen war, dass kritisch kranke Patienten mit COVID-19 ein hohes Thrombose- sowie ein hohes Blutungsrisiko haben. Die internationalen Richtlinien und Empfehlungen für Hochrisiko-VTE-Patienten bestehen in der Verabreichung einer Leitliniengerechten VTE-Prophylaxe, die den Einsatz von Antikoagulanzien in Kombination mit einer Kompressionstherapie berücksichtigen. Besonders Patienten mit einem erhöhten Blutungsrisiko wird eine Kompressionstherapie empfohlen.
Quellen:
- Zhou F et al. Clinical course and risk factors for mortality of adult inpatients with COVID-19 in Wuhan, China: a retrospective cohort study. Lancet. 28. März 2020; 395(10229):1054–1062. doi: 10.1016/S0140-6736(20)30566–3. Epub 11. März 2020.
- Xu J‑F et al. Risk assessment of venous thromboembolism and bleeding in COVID-19 patients. Under Review at Respiratory Research (2020). DOI:10.21203/rs.3.rs-18340/v1.