Wann erhalten Pflegekräfte einen Impfstoff gegen COVID-19?
Wann erhal­ten Pflege­kräfte einen Impfstoff gegen COVID-19? Bild: CC0 / pixabay.com

Die Aussicht auf eine bald startende Impfkam­pa­gne gegen das Corona­vi­rus lässt viele Menschen auf ein Ende des Lockdowns hoffen. Aber frühes­tens Mitte Dezem­ber könnten in Deutsch­land erste Kontin­gente ausge­lie­fert werden. Gleich drei Impfstoffe befin­den sich in Phase 3 ihrer Erpro­bung an Menschen und haben Dring­lich­keits­zu­las­sun­gen beantragt. Hierbei sind die Europäi­sche Arznei­mit­tel­agen­tur (EMA) und das Paul-Ehrlich-Insti­tut feder­füh­rend. Verant­wort­lich für die Durch­füh­rung der Impfkam­pa­gne ist die Bundes­re­gie­rung in Zusam­men­ar­beit mit den Bundes­län­dern. Die Impfung soll auf freiwil­li­ger Basis erfol­gen, eine Impfpflicht ist nicht geplant.

Bei der weltwei­ten Entwick­lung von Impfstof­fen tauschen sich die großen Pharma­un­ter­neh­men aus und stellen sich gegen­sei­tig Forschungs­er­kennt­nisse und Wirkstoff­ver­stär­ker zur Verfü­gung. Allein in Deutsch­land wird an 26 Stand­or­ten geforscht, darun­ter auch öffent­li­che Einrich­tun­gen, wie das Deutsche Zentrum für Infek­ti­ons­for­schung, die Univer­si­tä­ten in Tübin­gen, München und Gießen sowie die Univer­si­täts­kli­ni­ken in Bonn und Hamburg-Eppen­dorf. Das deutsch-ameri­ka­ni­sche Joint Venture Biontech betreibt in fünf deutschen Städten Forschung an seinem Impfstoff-Kandi­da­ten. Daneben sind unter anderem auch noch Merck, CureVac, Sanofi/GSK und das japani­sche Unter­neh­men Daiichi Sankyo hierzu­lande aktiv.

Wer bekommt die Impfstoffe (zuerst)?

Alle in Deutsch­land leben­den Menschen können sich kosten­los impfen lassen, auch wenn sie keinen Kranken­ver­si­che­rungs­schutz haben. Die gute Nachricht für Pflege­kräfte: Sie gehören voraus­sicht­lich zu den Ersten, die eine Impfung erhal­ten. Das empfiehlt jeden­falls die Ständige Impfkom­mis­sion (Stiko) des RKI, die regel­mä­ßig Impfemp­feh­lun­gen heraus­gibt und deren Priori­tät es aktuell ist, schwere und tödli­che Krank­heits­ver­läufe zu verhin­dern und das Gesund­heits­sys­tem zu stützen. Neben medizi­ni­schem Perso­nal sollen deshalb vorran­gig Hochri­si­ko­grup­pen geimpft werden.

In einem gemein­sa­men Positi­ons­pa­pier mit dem Deutschen Ethik­rat sowie der Natio­na­len Akade­mie der Wissen­schaf­ten Leopol­dina werden zudem Perso­nen priori­siert, „die für das Gemein­we­sen beson­ders relevante Funktio­nen erfül­len und nicht ohne Probleme ersetz­bar sind“ und die dem Ziel der „Aufrecht­erhal­tung staat­li­cher Funktio­nen und des öffent­li­chen Lebens“ dienten. Dazu dürften insbe­son­dere Mitar­bei­ter der Gesund­heits­äm­ter, aber auch Polizei, Feuer­wehr und Katastro­phen­schutz gehören. Ebenfalls sollen Beschäf­tigte im Bildungs­be­reich frühen Zugang zu einem Impfstoff erhal­ten, wenn sie „direk­ten, Risiko erhöhen­den Kontakt“ mit am Corona­vi­rus Erkrank­ten oder poten­zi­ell Infizier­ten haben. Lehrkräfte sowie Erzie­he­rin­nen und Erzie­her an Kinder­ta­ges­stät­ten können sich also berech­tigte Hoffnung machen, bald nicht mehr aus einer in die nächste Zwangs­qua­ran­täne geschickt zu werden.

Die Wissen­schaft geht aktuell davon aus, dass eine überstan­dene Corona-Infek­tion für einen körper­ei­ge­nen Schutz von mindes­tens sechs Monaten sorgt. Deshalb dürfte diese Perso­nen­gruppe erst später im nächs­ten Jahr eine Impfung erhal­ten.

Welche Impfstoffe gibt es und wie effek­tiv sind sie?

Derzeit sind weltweit 212 COVID-19-Impfstoff-Kandi­da­ten in der Erpro­bung (Stand: 12.11.20, Quelle: WHO). Davon befin­den sich 179 noch im Design- oder Tierver­suchs­sta­dium. Bereits in Phase 1 von Tests an (wenigen) Menschen befin­den sich 22 Präpa­rate, angelegt als Blind­stu­die mit teilwei­ser Placebo-Abgabe. Hier wird ausschließ­lich die Verträg­lich­keit geprüft. Einen Schritt weiter sind 13 mögli­che Impfstoffe, die an einer größe­ren Gruppe von 50 bis 500 Freiwil­li­gen erprobt werden, wobei auch die richtige Dosie­rung und Immun­re­ak­tion der Teilneh­men­den unter­sucht wird. Elf Produkte befin­den sich bereits in Phase 3, mit einer fünfstel­li­gen Zahl von Proban­den, bei der auch der länger­fris­tige Schutz­ef­fekt der Impfung geprüft wird. Drei dieser Impfstoffe durch­lau­fen bereits ein „Rolling review“ genann­tes beschleu­nig­tes Verfah­ren bei der Europäi­schen Arznei­mit­tel­agen­tur (EMA).

Produ­zie­rende Firmen

BioNTech/Pfizer

(DE/USA)

Moderna

(USA)

Astra­Ze­neca

(GB)

Name des Wirkstoffs BNT162b2 mRNA-1273 AZD1222
Funkti­ons­weise mRNA-Impfstoff mRNA-Impfstoff Vektorimpf­stoff
Phase 3‑Probanden 44.000 30.000 20.000
Reser­vierte Impfdo­sen (EU) 300 Millio­nen laufende Verhand­lun­gen über bis zu 160 Millio­nen 400 Millio­nen
Wirksam­keit

95%

94,5%

70%*

*Bei Proban­den, deren erste (von zwei) Impfdo­sen halbiert wurde, stieg der Wirksam­keits­grad auf 90%

Noch weiter ist man bisher nur in Russland. Dort wird bereits seit Mitte August der vom staat­li­chen Gamaleya-Insti­tut für Epide­mio­lo­gie und Mikro­bio­lo­gie in Moskau entwi­ckelte, weltweit erste Impfstoff „Gam-COVID-Vac Lyo“ verab­reicht, angeb­lich mit 95 % Wirksam­keit. Zu dem inzwi­schen mit dem patrio­ti­sche­ren Namen „Sputnik V“ ausge­stat­te­ten Wirkstoff gibt es mittler­weile neue Forschungs­er­kennt­nisse. Seit Oktober ist auch der COVID-19-Impfstoff-Kandi­dat „EpiVac­Co­rona“ staat­lich regis­triert. Der Vektorimpf­stoff auf Pepti­dan­ti­gen-Basis wurde vom staat­li­chen Forschungs­zen­trum für Virolo­gie und Biotech­no­lo­gie (VECTOR), einem ehema­li­gen sowje­ti­schen Forschungs­la­bor für Biowaf­fen, entwi­ckelt. Beiden Präpa­ra­ten gemein ist, dass sie bereits vor groß angeleg­ten Phase 3‑Tests in Umlauf kamen und bislang nicht von der WHO zerti­fi­ziert sind.

Wo man sich impfen lassen kann lesen Sie in Kürze im zweiten Teil dieses Artikels…