Die Zahl der wöchentlich gemeldeten Corona-Todesfälle ist mit rund 5.000 in der zweiten Aprilwoche 2023 erstmals niedriger gewesen als vor drei Jahren. Das sei eine positive Entwicklung, sagte Tedros Adhanom Ghebreyesus, Vorsitzender der Weltgesundheitsorganisation (WHO): „Ich bin zuversichtlich, dass wir in diesem Jahr sagen können, dass Covid-19 als Notlage von internationaler Tragweite vorbei ist.“
Anfang 2020 hatte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) das erste Mal von einer Pandemie gesprochen. Seitdem wurden nach Angaben der WHO weltweit 760 Millionen Infektionsfälle registriert. Fast 6,9 Millionen Menschen seien an einer Corona-Infektion gestorben, die echte Zahl der Pandemie-Opfer sei allerdings viel höher.
Laut Robert Koch-Instituts haben sich in Deutschland etwa 38,3 Millionen Menschen infiziert. Mehr als 169.000 von ihnen sind an oder mit dem Coronavirus gestorben.
Anfang 2020: Coronavirus auf dem Weg durch Deutschland
Der erste deutsche Corona-Fall wurde am 27. Januar in Bayern bestätigt: Bei dem Autozulieferer Webasto in Stockdorf bei München steckte sich ein Mitarbeiter mit Covid-19 an. Eine chinesische Mitarbeiterin aus dem Webasto-Werk in Wuhan war einige Tage vorher zu einem Workshop angereist.
Nicht einmal zwei Monate später – am 10. März 2020 – wurde der erste Fall in Sachsen-Anhalt bekannt. Damit war klar, dass sich das Virus in allen Bundesländern verbreitet hatte.
Danach geht es Schlag auf Schlag: Theater und Konzerthallen schließen, die Fußball-Bundesliga pausiert, die ersten Fabriken werden geschlossen. Die damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) fordert mit dem berühmten Satz „Es ist Ernst, nehmen Sie es auch ernst!“, in einer außerordentlichen Fernsehansprache die Deutschen zur Solidarität auf.
Wenige Tage später, am 22. März 2020, befindet sich Deutschland im ersten Lockdown: Ansammlungen von mehr als zwei Menschen werden verboten, Gastronomiebetriebe und Friseure müssen schließen. Am 25. März 2020 stellt der Bundestag eine „epidemische Lage von nationaler Tragweite“ fest, was der Regierung ermöglicht, Verordnungen ohne Zustimmung des Parlaments zu erlassen.
Corona-Politik: Gemischte Bilanz
Die aktuellen Schutzmaßnahmen gegen die Ausbreitung des Virus werden in den nächsten Monaten zum Gradmesser des Erfolgs der Politik. Seit der Flüchtlingskrise 2015/2016 sorgt kaum ein Thema für mehr Diskussionen in der Bevölkerung.
Die Bedrohung durch eine weitgehend unerforschte Krankheit führt anfangs zu mehr Solidarität – für Ältere und Kranke, aber auch für Menschen im Gesundheitswesen, denen man allabendlich durch Klatschen auf dem Balkon Anerkennung zeigen möchte. Gleichzeitig werden Widerstände gegen die wirtschaftlichen und persönlichen Einschränkungen durch die Corona-Maßnahmen laut.
In den folgenden Monaten versucht die Politik, auf die sich immer wieder verändernden Infektionszahlen mit angemessenen Verordnungen zu reagieren. Trotzdem nehmen die Infektionen weiter zu. Auch die im Dezember 2020 gestartete Impfkampagne bringt nicht den erhofften Durchbruch. Im März 2022 liegt die 7‑Tage-Inzidenz je 100.000 Einwohner bei 1.714 Ansteckungen.
Impfpflicht: Ein ewiges Hin und Her
Um die im europäischen Vergleich geringe Impfquote in Deutschland zu verbessern, möchte die Regierung eine bundesweite Impfpflicht einführen. Diese findet jedoch im Bundestag keine Mehrheit. Eingeführt wird am 16. März 2022 eine einrichtungsbezogene Impfpflicht für alle Arbeitnehmer in Pflegeberufen.
Der Entwurf für eine allgemeine Corona-Impfpflicht, zunächst für Menschen ab 60 Jahren, scheitert am 7. April 2022 im Bundestag: 296 Abgeordnete stimmen dafür, 378 dagegen. Am 1. Januar 2023 wird auch die einrichtungsbezogene Impfpflicht wieder abgeschafft.
Corona-Maßnahmen beendet
Seit dem 7. April 2023 sind die Corona-Maßnahmen offiziell beendet. Die Furcht vor dem Virus hatten zu diesem Zeitpunkt aber viele Deutsche bereits verloren: Wirksame Impfstoffe und die zuletzt weniger gefährlichen Virusvarianten haben Covid-19 viel von seiner Bedrohlichkeit genommen. Entsprechend kam auch das von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) erklärte Ende der Pandemie eher beiläufig daher.
Allerdings ist noch vieles an Aufarbeitung nötig: Im Rückblick erscheinen viele Maßnahmen wie Ausgangsbeschränkungen oder Schulschließungen unverhältnismäßig. Christine Aschenberg-Dugnus, Parlamentarische Geschäftsführerin der FDP-Fraktion, sagte, dass die Hürden für Grundrechtseingriffe künftig höher angesetzt werden und der parlamentarischen Kontrolle unterliegen müssten.
Auch in der Wissenschaft seien viele Fragen noch offen, sagte Immunologe Hendrik Streeck im Interview mit dem ZDF. „Und ich würde mir wünschen, dass wir Lehren aus der Pandemie ziehen. Und vielleicht in Ruhe und mit Zeit und den richtigen Ressourcen ein weiteres Gremium zusammensetzen – das sich nur damit beschäftigt, wie wir es in der nächsten Pandemie besser machen können. Und wie wir lernen, was vielleicht richtige Vorgehensweisen und Entscheidungen waren. Ohne dabei aber anklagend zu wirken.“