Burnout
Burnout: totale Erschöp­fung, alles scheint auf einmal ausweg­los zu sein Bild: Alexan­der Meyer-Köring

#1: Burnout – Defini­tion und Abgren­zung

Als Burnout bezeich­net man einen Zustand tiefer körper­li­cher und emotio­na­ler Erschöp­fung. Oft spricht man auch vom „ausge­brannt sein“, daher kommt auch der Name (engl. to burn out = ausbren­nen). Obwohl der Burnout allge­mein bekannt ist, gibt es nach wie vor keine eindeu­tige Defini­tion.

In der Sympto­ma­tik bestehen Überschnei­dun­gen mit dem Krank­heits­bild der Depres­sion. Im Unter­schied zur Depres­sion wird aber beim Burnout eine Überfor­de­rung im beruf­li­chen oder priva­ten Bereich als Ursache angenom­men, während Depres­sio­nen durch unter­schied­li­che Fakto­ren verur­sacht werden.

#2: Symptome bei Burnout

Die Sympto­ma­tik beim Burnout ist sehr indivi­du­ell. Bei den meisten Patien­ten treten aber folgende Haupt­sym­ptome auf:

  • Müdig­keit, Erschöp­fung, „ausge­brannt sein“: Die Betrof­fe­nen fühlen sich immer häufi­ger seelisch und körper­lich erschöpft. Sie haben das Gefühl, nicht mehr abschal­ten zu können.
  • Zynis­mus, Negati­vi­tät: Eine anfäng­li­che Begeis­te­rung für die Arbeit weicht immer mehr dem Desin­ter­esse. Das Verhal­ten gegen­über Kolle­gen und Patien­ten wird gleich­gül­tig bis aggres­siv. Probleme im Arbeits­all­tag werden zynisch kommen­tiert, Verän­de­run­gen werden abgelehnt.
  • Reduzierte Leistungs­fä­hig­keit: Betrof­fene Menschen leiden zuneh­mend unter Konzen­tra­ti­ons­pro­ble­men und Vergess­lich­keit. Sie haben Probleme, Entschei­dun­gen zu treffen und sind wenig kreativ bei komple­xen Aufga­ben.

Dazu kommen in vielen Fällen auch psycho­so­ma­ti­sche Symptome wie Schlaf­pro­bleme, Muskel­ver­span­nun­gen, Rücken­schmer­zen oder erhöh­ter Blutdruck. Das Fatale daran: Viele Betrof­fene sehen die körper­li­chen Beschwer­den als Auslö­ser und konzen­trie­ren sich darauf, ihre Rücken­schmer­zen zu behan­deln. So wird das zugrun­de­lie­gende Burnout-Syndrom nicht erkannt und kann sich dadurch verschlim­mern.

#3: Ursachen und Risiko­fak­to­ren für Burnout

Bei den Ursachen und Risiko­fak­to­ren für einen Burnout muss man zwischen inneren – also persön­li­chen – und äußeren Fakto­ren unter­schei­den. Grund­sätz­lich lassen sich bei Menschen, die sich als ausge­brannt erleben, Gemein­sam­kei­ten feststel­len: Viele Betrof­fene identi­fi­zie­ren sich stark mit ihrem Beruf und engagie­ren sich zunächst überdurch­schnitt­lich. Sie neigen dazu, sich hohe Ziele zu setzen und erwar­ten dafür Anerken­nung. Viele zeigen auch eine Tendenz, zu viele Aufga­ben zu überneh­men.

Aber die Ursachen sind nicht nur persön­lich begrün­det. Bei den äußeren Fakto­ren spielt fehlende Autono­mie ein große Rolle: Wer kaum selbst entschei­den kann, stark bürokra­tisch regle­men­tiert ist und Konflikte zwischen eigenen Werten und den Vorga­ben des Arbeit­ge­bers erlebt, hat ein erhöh­tes Risiko. Auch Arbeits­über­las­tung und ungenü­gende Vergü­tung sind starke Auslö­ser.

#4: Beson­dere Risiko­fak­to­ren für Burnout in der Pflege

Pflege­kräfte gehören seit Jahren zu den Top-Risiko­grup­pen: In einer Umfrage unter AOK-Mitglie­dern zu Berufs­grup­pen mit den meisten Fehlta­gen aufgrund von Burn-out-Erkran­kun­gen (2018) sind unter den 10 am häufigs­ten genann­ten Gruppen die Plätze drei, fünf, sieben, acht und neun von unter­schied­li­chen Pflege­be­rei­chen besetzt. Am meisten gefähr­det ist demnach Perso­nal in der Alten­pflege.

Überra­schend ist das nicht: Viele der oben genann­ten Risiko­fak­to­ren treffen überdurch­schnitt­lich stark auf Pflege­kräfte zu. Hohe Belas­tung – sowohl durch Schicht­dienst als auch durch zu wenig Perso­nal –, unzurei­chende Vergü­tung und wenig öffent­li­che Anerken­nung sind leider eher die Regel als die Ausnahme für viele Menschen in Pflege­be­ru­fen.

Gleich­zei­tig sind viele Vorbeuge-Maßnah­men gerade in der Pflege fast unmög­lich umzuset­zen. So findet man im Inter­net oft die Empfeh­lung, Überstun­den zu reduzie­ren oder ganz zu vermei­den, mit dem Arbeit­ge­ber flexi­ble Arbeits­zei­ten auszu­han­deln und sich regel­mä­ßige Pausen zu gönnen. Wenn jedoch die Einrich­tung chronisch unter­be­setzt ist, lassen sich diese Tipps nicht so leicht reali­sie­ren.

#5:: Behand­lung und Präven­tion von Burnout

Präven­tion spielt beim Thema Burnout eine große Rolle. Positiv können sich hier folgende Fakto­ren auswir­ken:

  • Selbst­be­stimm­tes Arbei­ten: Mehr Entschei­dungs­frei­heit macht zufrie­de­ner.
  • Gutes Zeitma­nage­ment: Die richtige Strate­gie hilft, sich nicht zu verzet­teln.
  • Nein sagen können: Auch wenn es schwer fällt.
  • Erwar­tungs­ma­nage­ment: Wer realis­ti­sche Erwar­tun­gen hat, wird selte­ner enttäuscht.
  • Auf Work-Life-Balance achten: Menschen, die sich nicht übermä­ßig mit dem Job identi­fi­zie­ren, haben ein gerin­ge­res Risiko.

Wie im letzten Absatz schon angespro­chen, ist beson­ders bei Pflege­kräf­ten das Arbeits­um­feld nicht immer ideal. Deshalb ist es gerade für sie wichtig, sich außer­halb der Arbeit Entspan­nungs­rou­ti­nen zu suchen. Ein stabi­les sozia­les Umfeld – das nicht nur aus Kolle­gen bestehen sollte – kann Rückhalt bieten. Hilfreich sind auch Entspan­nungs­tech­ni­ken wie zum Beispiel die progres­sive Muskel­ent­span­nung nach Jacob­son.

Ist der Burnout einmal da, kann oft nur eine Thera­pie helfen.

Bewährt hat sich beson­ders die kogni­tive Verhal­tens­the­ra­pie, bei der durch eine Analyse und Verän­de­rung des eigenen Verhal­tens gesund­heits­för­dernde Denk- und Handlungs­mus­ter erlernt werden sollen. Viele Klini­ken und Coaches bieten auch spezi­elle Burnout-Programme an.