Nach einer zweieinhalbstündigen Debatte am Vormittag haben die Abgeordneten namentlich über den im Gesundheitsausschuss geänderten Gesetzentwurf der Koalition (BT-Drs. 16/3100, 16/3950) abgestimmt. 378 Abgeordnete stimmten mit Ja, 206 mit Nein, 8 enthielten sich.
Bevor die Gesundheitsreform jedoch im Wesentlichen am 1. April 2007 in Kraft treten kann, ist noch die Zustimmung des Bundesrates erforderlich. Dessen nächste Sitzung findet am Freitag, dem 16. Februar 2007, statt. Sollte der Bundestag die Gesundheitsreform ebenfalls mehrheitlich bejahen, wäre nur noch die Unterzeichnung des Bundespräsidenten nötig.
Kritik…
Nachfolgende Kritik gab es vor allem von den Ärzten und Kassen: So lehnte der Ärzteverbund MEDI Deutschland die Gesundheitsreform ab. Der MEDI-Vorsitzende Dr. Werner Baumgärtner befürchtet, dass nun Hausarztpraxen zunehmend durch dual-finanzierter Krankenhausambulanzen oder der Errichtung von medizinischen Versorgungszentren verdrängt werden.
Die Kritik von Bundesärztekammer-Präsident Prof. Dr. Jörg-Dietrich Hoppe geht in eine ähnliche Richtung: Er sieht die flächendeckende und wohnortnahe Versorgung der Patienten, insbesonders der älteren Menschen und Familien mit Kindern in ländlichen Gegenden, als gefährdet an. „Unser Gesundheitswesen wird sukzessive in ein staatlich gelenktes System mit Zuteilungsmedizin und Wartelisten umgewandelt“, so Hoppe.
Auch Dr. Andreas Köhler von der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) beschwört das Aufkommen einer „Staatsmedizin“. Insbesondere die künftige Festlegung eines einheitlichen Beitragssatzes der Krankenkassen durch das Bundesgesundheitsministerium sind dem Vorstandsvorsitzenden ein Dorn im Auge.
… und Versöhnliches
Zugleich zeigt sich Köhler aber auch versöhnlich: „Bei aller Kritik sehen wir aber auch Chancen, die wir im Interesse der niedergelassenen Ärzte und Psychotherapeuten nutzen wollen. Dazu gehört die Möglichkeit, die Bindung der vertragsärztlichen Vergütung an die Grundlohnsumme zu lösen.“
Hinsichtlich des gesamten Reformgesetzes stellt auch der AOK-Chef Dr. Hans Jürgen Ahrens für sich fest, dass „der große Wurf, dass damit nun strukturell etwas verändert wird und dass wir dann auf lange Sicht hin Ruhe haben werden, der ist damit sicherlich nicht gelungen.“ Er sei sich dehalb auch ziemlich sicher, dass dieser Reform sehr schnell weitere folgen werden. Anderseits: „Das bisschen Wettbewerb, dass im Gesetz geblieben ist, werden wir nutzen. Die Vorbereitungen für neue Tarifangebote nach dem 1. April laufen bereits“, so Ahrens.