Die sogenannte Kardiokapsel ist kaum größer als eine 1‑Euro-Münze und damit nur knapp ein Zehntel so groß wie ein gewöhnlicher Schrittmacher. Sie lässt sich äußerst schonend mittels eines Katheters implantieren, der über die Blutgefäße in der Leiste des Patienten eingebracht wird. Das System verspricht eine hohe Funktionalität und Langlebigkeit. Die Kardiologische Universitätsklinik des Bergmannsheil führte die erfolgreiche Implantation am 22. Juni 2016 bei einem 68-jährigen Patienten durch.
Kosmetisch unsichtbar
„Das neue System bietet den Patienten viele Vorteile“, erläutert Dr. Axel Kloppe, Leitender Oberarzt der Medizinischen Universitätsklinik II für Kardiologie und Angiologie am Bergmannsheil. „Bei der Prozedur gibt es keine sichtbare Narbe im Brustbereich, die Kardiokapsel ist kosmetisch unsichtbar und bringt einen hohen Tragekomfort für den Patienten mit sich.“
Während ein herkömmlicher Schrittmacher in einer ‚Hauttasche‘ unter dem Schlüsselbein platziert wird, wird die Kardiokapsel mit einem Katheter unmittelbar ins Herz eingebracht. Sie wird dann in der Herzwand mit winzigen Titanärmchen verankert und gibt über einen Pol an der Spitze des Gerätes die elektrischen Impulse ab, die die Herzaktivität stimulieren. Eine Elektrode bzw. Sonde, die beim herkömmlichen Schrittmacher nötig ist, um den Schrittmacher mit dem Herzen zu verbinden, ist bei der Kardiokapsel somit nicht erforderlich.
Das System reagiert auf Aktivität
„Man kann davon ausgehen, dass durch die sehr kompakte, drahtlose Konstruktion auch mögliche Infektionsrisiken, die sich bei Patienten mit Schrittmachern einstellen können, verringert werden“, so Dr. Kloppe. Das Einsetzen des neuen Schrittmachertyps dauert durchschnittlich etwa 30 bis 45 Minuten. Die geschätzte Lebenszeit der Batterie liegt bei etwa zehn Jahren.
Das System reagiert auch auf den Aktivitätsgrad des Patienten, indem es die Tätigkeit des Schrittmachers automatisch anpasst. Weiterer Vorteil: Die Kardiokapsel ist gegenüber herkömmlichen Systemen auch für Kernspintomographie-Untersuchungen (MRT) geeignet. Patienten mit implantierter Kardiokapsel können also bei Bedarf ebenfalls von dieser wichtigen diagnostischen Methode profitieren.
Laut Angaben des Herstellers gilt die Kardiokapsel derzeit als der kleinste Herzschrittmacher der Welt. Er wird seit 2015 in Deutschland eingesetzt und mittlerweile in mehreren Herzzentren in Deutschland angeboten.
Quelle: idw
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Diesen Eingriff machen wir im Asklepios Klinikum St.Georg Hamburg schon länger!