Im letzten Jahr haben mehr Versi­cherte das Unter­stüt­zungs­an­ge­bot der Kranken­kas­sen genutzt, ein Gutach­ten über einen mögli­chen Behand­lungs­feh­ler erstel­len zu lassen. Das geht aus der Begut­ach­tungs­sta­tis­tik des Medizi­ni­schen Diens­tes der Kranken­kas­sen (MDK) hervor, die am 30. Mai in Berlin vorge­stellt wurde. In knapp jedem vierten Fall bestä­tig­ten die Fachärzte MDK den Verdacht der Patien­ten. „Diese Zahl ist im Vergleich zum Vorjahr leicht gesun­ken. Leider bedeu­tet das jedoch nicht, dass sich das Risiko, einen Behand­lungs­feh­ler zu erlei­den, generell verrin­gert hätte. Denn Daten zu Behand­lungs­feh­lern liegen in Deutsch­land nur punktu­ell vor“, erläu­tert Dr. Stefan Grone­meyer, Leiten­der Arzt und stell­ver­tre­ten­der Geschäfts­füh­rer des Medizi­ni­schen Diens­tes des Spitzen­ver­ban­des Bund der Kranken­kas­sen (MDS).

Zwei Drittel der Vorwürfe betra­fen statio­näre Versor­gung

Trotz erkenn­ba­rer Fortschritte müsse die Fehler­prä­ven­tion in Deutsch­land syste­ma­tisch weiter­ent­wi­ckelt werden. Die Einfüh­rung einer Melde­pflicht wie zum Beispiel in Großbri­tan­nien sei dabei ein wichti­ger Schritt zur Verbes­se­rung der Sicher­heits­kul­tur. Gleiches gelte für die notwen­dige Inten­si­vie­rung der Forschung zur Patien­ten­si­cher­heit in Deutsch­land.

In der aktuel­len Statis­tik der MDK-Gemein­schaft betra­fen zwei Drittel der Vorwürfe Behand­lun­gen in der statio­nä­ren Versor­gung, zumeist in Kranken­häu­sern. Ein Drittel bezog sich auf Behand­lun­gen durch einen nieder­ge­las­se­nen Arzt oder eine nieder­ge­las­sene Ärztin. 7.765 Vorwürfe (51,4 Prozent aller Vorwürfe) standen in direk­tem Zusam­men­hang mit der Behand­lung im Opera­ti­ons­saal.

Medizi­ni­sche Maßnah­men wurden gar nicht oder zu spät durch­ge­führt

Wenn man sich die Vorwürfe verteilt auf die Fachge­biete anschaut, ergibt sich folgen­des Bild: 33 Prozent aller Vorwürfe bezogen sich auf Ortho­pä­die und Unfall­chir­ur­gie, 12 Prozent auf die Innere Medizin und Allge­mein­me­di­zin, weitere 9 Prozent auf die Allge­mein­chir­ur­gie, ebenfalls 9 Prozent auf die Zahnme­di­zin, 7 Prozent auf die Frauen­heil­kunde und 4 Prozent auf die Pflege.

In rund der Hälfte (51 Prozent) aller durch die Begut­ach­tung bestä­tig­ten Fehler wurde eine erfor­der­li­che medizi­ni­sche Maßnahme nicht (40 Prozent) oder zu spät (11 Prozent) durch­ge­führt. In der anderen Hälfte bestand der Fehler zumeist darin, dass eine notwen­dige Behand­lung nicht korrekt durch­ge­führt wurde (39 Prozent). Fehler kamen auch zustande, weil eine falsche Maßnahme vorge­nom­men (10 Prozent) wurde, bei der von vornher­ein mehr Schaden als Nutzen zu erwar­ten war. Zwei von drei Patien­ten wurden vorüber­ge­hend geschä­digt, einer von drei Patien­ten dauer­haft.

99,9 Prozent der in Klini­ken erbrach­ten Leistun­gen haben gute Quali­tät

Die Deutsche Kranken­haus-Gesell­schaft (DKG) betont, dass aus ihrer Sicht Behand­lungs­feh­ler sehr seltene Ereig­nisse sind. „Jeder Fehler ist ein Fehler zu viel, doch wir sind hier im Promil­le­be­reich und in inter­na­tio­na­ler Spitzen­po­si­tion“, erklärt Georg Baum, Haupt­ge­schäfts­füh­rer der DKG. Dies gelte beson­ders, wenn man bedenkt, dass jedes Jahr rund 19 Millio­nen statio­näre und rund 20 Millio­nen ambulante Fälle im Kranken­haus behan­delt werden.

„Unser Ziel ist die stetige Verbes­se­rung. Deshalb werden Fehler­mel­de­sys­teme in allen Kranken­häu­sern instal­liert, um aktiv aus den Fehlern zu lernen“, so Baum. Es ist aber auch festzu­stel­len, dass die Klini­ken Vorrei­ter in Sachen Trans­pa­renz und Quali­tät sind. Die Quali­täts­be­richte der Kranken­häu­ser beschei­ni­gen, dass 99,9 Prozent der in Klini­ken erbrach­ten Leistun­gen gute Quali­tät haben.

Die Kranken­häu­ser stellen sich aktiv der Diskus­sion um Quali­tät der Versor­gung und auch über Fehler. „Es wäre aber auch angezeigt, dass die Kosten­trä­ger die Fehler­pro­ble­ma­tik ins richtige Verhält­nis setzen (40.000.000 Behand­lun­gen zu 2.585 Fehler, weniger als 0,01 %) und damit nicht Verun­si­che­rung betrei­ben, zumal die Quote rückläu­fig ist. Wir sollten alle zur Versach­li­chung der Debatte beitra­gen. Denn wichtig für jeden Kranken ist das grund­sätz­li­che Vertrauen in die hohe Quali­tät der medizi­ni­schen Versor­gung“, so Baum weiter.

Quelle: MDS, DKG