Vergangene Woche wurde der Abschlussbericht zu einer Studie vorgelegt, für die Kriminologen der Ruh-Universität Bochum (RUB) 4.500 Rettungskräfte aus NRW zu ihren Erfahrungen mit Gewalt im Diensteinsatz befragt haben. Dazu wurde zwischen verbaler, nonverbaler und körperlicher Gewalt unterschieden. Unter nonverbale Gewalt fielen beispielsweise Gesten wie einen Vogel oder den Mittelfinger zeigen. Generell zeigte sich zunächst einmal, dass mehr Übergriffe auf Rettungsdienste, darunter Notärzte, Notfallsanitäter und Rettungsassistenten, stattfinden als auf Einsatzkräfte im Brandeinsatz.
So haben 26 % der befragten Rettungskräfte angegeben, dass sie in den zwölf Monaten vor der Befragung körperlicher Gewalt zum Opfer gefallen sind. Nonverbale Gewalt hat bei 75 % und verbale Übergriffe haben bei 92 % stattgefunden.
Geringe Beteiligung
Allerdings war die Beteiligungsquote sehr gering, denn von allen Befragten haben nur 18 % tatsächlich an der Studie teilgenommen. Prof. Thomas Feltes, Zuständiger für die Auswertung, hatte mit mehr Teilnahmen gerechnet: „Wir hätten uns eine höhere Beteiligung gewünscht, vor allem auch, weil das Thema in den Medien so intensiv diskutiert wird.“ Über die Gründe könne er nur spekulieren. Möglicherweise betreffe das Problem doch nicht derart viele Rettungskräfte, mutmaßt er.
Auf die jährlichen über hunderte Einsätze pro Rettungskraft sind die körperlichen Übergriffe zudem als eher seltenes Ereignis zu werten. Bei den Tätern handelte es sich bei über die Hälfte der Fälle um alkoholisierte Personen zwischen 20 und 40 Jahren, die überwiegend männlich waren.
Fortbildungen gewünscht
Viele gaben an, dass sie den letzten Übergriff verbaler und nonverbaler Art auf ihre Person gar nicht meldeten (80 %), da sie es nicht für nötig hielten beziehungsweise glaubten, dass sich die Situation ohnehin nicht ändern würde. 70 % der Fälle körperlicher Gewalt wurden hingegen gemeldet.
Zwar zeigten sich die Befragten insgesamt sehr zufrieden mit ihrer Ausbildung, wünschten sich aber dennoch eine intensivere Vorbereitung auf Verhaltensmaßnahmen bei Gewaltübergriffen im Einsatz. Insbesondere der Bedarf an Fortbildungen zu Deeskalationstechniken und Abwehrtechniken scheint den Ergebnissen zufolge groß zu sein.
Für die Befragung zuständig waren Prof Thomas Feltes und Marvin Weigert vom Lehrstuhl für Kriminologie, Kriminalpolitik und Polizeiwissenschaft der RUB. Unterstützt wurde die Studie unter anderem vom Ministerium des Innern sowie vom NRW-Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales.
Quelle: idw