Bayern setzt sich für einen geringeren Einsatz sedierender Psychopharmaka bei Heimbewohnern ein.
Deutsch­lands Heimbe­woh­ner bekom­men zu viele Psycho­phar­maka verordn­det. Bayern setzt sich nun für einen gerin­ge­ren Einsatz sedie­ren­der Psycho­phar­maka in den Heimen ein. Bild: © Adul Panumas­vi­wut | Dreamstime.com

Sedie­rende Psycho­phar­maka verant­wor­tungs­be­wusst einset­zen – dafür wirbt Bayerns Gesund­heits­mi­nis­te­rin Melanie Huml. Sie rufen eine dämpfende Wirkung auf das zentrale Nerven­sys­tem hervor und werden bei rund 40 Prozent der Heimbe­woh­ner mit Demenz verord­net. „Diese Medika­mente haben viele Neben­wir­kun­gen und müsen daher beson­ders zurück­hal­tend einge­setzt werden“, so Huml. Schon aus dem Pflege-Report 2017 ging hervor, dass ein Teil der 800.000 Pflege­heim­be­woh­ner zu viele Psycho­phar­maka erhält. Beson­ders betrof­fen sind die etwa 500.000 Demenz­er­krank­ten. In diesem Zusam­men­hang wies man bereits auf die Notwen­dig­keit hin, das Bewusst­sein für einen bewuss­ten und kriti­schen Einsatz von Psycho­phar­maka bei den Verant­wort­li­chen zu schär­fen.

In Bayern soll dies nun mit einer Studie in die Tat umgesetzt werden, mit dem Titel „Reduktion sedieren­der Psychophar­maka bei Heimbewoh­nern und Mietern in ambulant betreu­ten Wohnge­mein­schaf­ten mit fortge­schrit­te­ner Demenz“ (DECIDE-Projekt). „Wir fördern das Projekt mit rund 260.000 Euro“, kündigte Huml an. Gelei­tet wird es von der Fachärz­tin für Psych­ia­trie und Psycho­the­ra­pie Janine Diehl-Schmid vom Klini­kum Rechts der Isar.

Vorge­se­hen sind Fortbil­dun­gen und Infor­ma­ti­ons­ver­an­stal­tun­gen sowie eine umfang­rei­che Infor­ma­ti­ons-Webseite. Auch Arznei­mit­tel­prü­fun­gen bei allen Bewoh­nern mit Demenz in 60 bayeri­schen Heimen bezie­hungs­weise Wohnge­mein­schaf­ten möchte man machen. Hierbei sollen mögli­che Wechsel­wir­kun­gen analy­siert und indivi­du­elle Optimie­rungs­emp­feh­lun­gen für den behan­deln­den Arzt gegeben werden. Das Ergeb­nis der Arznei­mit­tel­über­prü­fung wird aus neurologisch/psychiatrischer und pharma­zeu­ti­scher Sicht kommen­tiert und den Einrich­tungs­lei­tun­gen zur Verfü­gung gestellt.

„Mir ist bewusst, dass sedie­rende Medika­mente bei einer Reihe von Erkran­kun­gen notwen­dig sind, um die Beschwer­den von Patien­ten zu lindern. Aller­dings möchten wir für einen bewuss­ten und verant­wor­tungs­vol­len Umgang mit Sedativa werben. Mit der Studie sollen die Öffent­lich­keit und die Beschäf­tig­ten in der medizi­ni­schen Versor­gung und Pflege für die Proble­ma­tik sensi­bi­li­siert werden. Außer­dem planen wir einen Fachtag sowie Vorträge auf Kongres­sen zu dieser Thema­tik“, ergänzte Huml.

Quelle: StMGP Bayern