Nur ein kleiner Teil der befragten Rauchenden betrachtet die Kosten für unterstützende Angebote und Produkte als Hindernis für einen Rauchstopp. Stattdessen sind es der Genuss am Rauchen, das Durchbrechen von Gewohnheiten und mangelnde Disziplin, die viele Rauchende davon abhalten, aufzuhören.
Daher sind zusätzliche Maßnahmen und Stragien erforderlich, um die Raucherquote nachhaltig zu senken.
- Bundeskabinett beschließt: Kostenerstattung für Arzneimittel zur Raucherentwöhnung aufgrund anhaltend hoher Raucherprävalenz.
- Die größten Barrieren für den Rauchstopp sind Genuss, Gewohnheit und fehlende Disziplin.
- Ergänzende Maßnahmen sind nötig, um Rauchende in ihrer individuellen Lebenswirklichkeit zu erreichen.
Nach wie vor sinkt die Raucherprävalenz in Deutschland kaum und liegt aktuell bei 28,2 Prozent (Stand 07/2024). Aus diesem Grund sieht der neue Gesetzesvorschlag des Bundesministeriums für Gesundheit zur Stärkung der Herzgesundheit (Gesundes-Herz-Gesetz – GHG) Maßnahmen vor, um die Raucherprävalenz zu senken.
Medikamentöse Therapien zur Raucherentwöhnung
Künftig soll ein Anspruch auf medikamentöse Therapien zur Raucherentwöhnung häufiger als nur alle drei Jahre auf Kosten der Krankenkassen finanziert werden und nicht mehr nur auf Personen mit einer „schweren Tabakabhängigkeit“ beschränkt sein. Eine Kostenübernahme von Rauchstoppmaßnahmen kann Untersuchungen zufolge durchaus die Häufigkeit und Erfolgsquote von Rauchstoppversuchen steigern, wenn auch nur in sehr begrenztem Maße.
Kosten von unterstützenden Angeboten und Produkten nur für wenige Menschen, die rauchen, eine Barriere für einen Rauchstopp
Allerdings werden die Kosten für unterstützende Angebote und Produkte nur von den wenigsten Rauchenden als eine Barriere für den Rauchstopp genannt: Nur 14 Prozent der 1.000 befragten erwachsenen Rauchenden aus der Studie „Barrieren des Rauchstopps 2023“ gaben an, diese Kosten seien ein Hindernis für den Rauchstopp (Barriere Nr. 13).
Die am häufigsten genannten Hindernisse waren hingegen „Ich rauche gerne“ (52 Prozent, Barriere Nr. 1), „Es fällt mir schwer Gewohnheiten und Rituale zu durchbrechen“ (42 Prozent, Barriere Nr. 2) sowie „Ich habe nicht genug Disziplin“ (33 Prozent, Barriere Nr. 3) (Abb.1).
Diese Ergebnisse unterscheiden sich dabei kaum von den Erhebungen aus den Vorjahren: Bereits in den Befragungen von 2021 und 2022 nannten jeweils lediglich 12 Prozent die Kosten von unterstützenden Angeboten und Produkten als eine Barriere für den Rauchstopp.
Für diejenigen Rauchenden, für die die Kosten einen Hindernisgrund für den Rauchstopp darstellen, kann eine Kostenerstattung dennoch ein guter Anreiz sein, um das Rauchen aufzugeben.
Rauchstoppversuche bleiben selten unter Rauchenden in Deutschland
Auch wenn eine Kostenerstattung bei Rauchstopptherapien grundsätzlich sinnvoll ist, so würde diese nur einen kleinen Teil der Rauchenden erreichen. Dies wird umso deutlicher, schaut man auf die grundsätzliche Motivation für einen Rauchstopp unter Rauchenden in Deutschland.
Hierzu gaben nur 9 Prozent aller Rauchenden an, im vergangenen Jahr einen ernsthaften Rauchstoppversuch unternommen zu haben. Die überwiegende Mehrheit (91 Prozent) hat demnach keinen ernsthaften Rauchstoppversuch unternommen.
Es bedarf daher weitergehender Maßnahmen, die die spezifischen Barrieren eines Rauchstopps und die jeweilige Motivation der erwachsenen Rauchenden berücksichtigen. Daher sollten pragmatische Ansätze wie die Schadensminderung beim Rauchen als zusätzliche Option für diejenigen, die sonst weiterrauchen, in Betracht gezogen werden – auch wenn ein vollständiger Verzicht auf Tabak- und Nikotinprodukte immer die beste Entscheidung für die Gesundheit bleibt.
Alternativen, wie E‑Zigaretten, Tabakerhitzer und orale Nikotinprodukte zeigen dieses Potenzial einer Schadensminderung. Sie sie verbrennen keinen Tabak und sind dadurch signifikant schadstoffreduziert, auch wenn sie nicht risikofrei sind und weiterhin Nikotin enthalten, welches eine Abhängigkeit erzeugt.
Rauchstopp-Barrieren überwinden
Rauchende, die aktuell nicht für einen Rauchstopp motiviert sind und die ansonsten weiterrauchen, müssen in die Lage versetzt werden, informierte Entscheidungen zu treffen, um ihre spezifischen Rauchstopp-Barrieren überwinden zu können.
Aktuell ist die Mehrheit der Rauchenden fehlinformiert über die relative Schädlichkeit unterschiedlicher Tabak- und Nikotinprodukte. Gleichzeitig sollten für diese Gruppe Anreize geschaffen werden, ihr Konsumverhalten im Sinne der Schadensminderung effektiv zu verändern und einen Wechsel zu schadstoffreduzierten Alternativen anzustreben.
Dass ein solcher Wechsel erfolgreich die Raucherprävalenz senken kann, zeigen Daten aus Großbritannien. Die Nichtraucherschutzorganisation ASH (Action on Smoking and Health) meldete im August 2024, dass in den letzten 5 Jahren 2,7 Millionen Menschen mithilfe von E‑Zigaretten erfolgreich mit dem Rauchen aufgehört haben.
In Deutschland fehlen derzeit Aufklärungs- und Regulierungsstrategien, um einen solchen Erfolg zu replizieren.
FAQ
Welche Maßnahmen sieht das neue Gesetz zur Raucherentwöhnung in Deutschland vor?
Das geplante „Gesunde-Herz-Gesetz“ (GHG) des Bundesministeriums für Gesundheit sieht vor, dass medikamentöse Therapien zur Raucherentwöhnung künftig öfter und umfassender von den Krankenkassen finanziert werden. Die Kostenübernahme soll nicht mehr nur für Menschen mit schwerer Tabakabhängigkeit gelten, sondern allgemein zugänglicher sein. Diese Maßnahme soll die Raucherprävalenz in Deutschland senken, auch wenn Studien zeigen, dass nur ein kleiner Teil der Rauchenden die Kosten als Hauptbarriere sieht.
Wer haftet, wenn Rauchstoppmaßnahmen nicht den gewünschten Erfolg bringen?
Für die Haftung bei nicht erfolgreichen Rauchstoppmaßnahmen gibt es in der Regel keine direkte Verantwortlichkeit. Die Maßnahmen zur Rauchentwöhnung, wie medikamentöse Therapien oder Nikotinersatzprodukte, bieten eine Unterstützung, garantieren jedoch keinen Erfolg. Gesundheitsdienstleister haften nur dann, wenn sie nachweislich fehlerhafte Beratung oder Behandlungsfehler begehen, die zu gesundheitlichen Schäden führen.
Welche Alternativen gibt es für Rauchende, die nicht aufhören können oder wollen?
Für Rauchende, die nicht vollständig aufhören können, bieten schadstoffreduzierte Alternativen wie E‑Zigaretten, Tabakerhitzer und orale Nikotinprodukte eine Möglichkeit der Schadensminderung. Diese Produkte verbrennen keinen Tabak, was die Aufnahme schädlicher Stoffe verringert. Zwar sind sie nicht risikofrei, können jedoch eine Alternative für diejenigen darstellen, die keine Motivation zu einem vollständigen Rauchstopp haben.