Atemwegserkrankungen gehören zu den Volkskrankheiten: Laut Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) waren Anfang Dezember 2022 mehr als acht Millionen Menschen an akuten Atemwegserkrankungen erkrankt, deutlich mehr als im Vorjahr.
Auch von chronischen Erkrankungsformen wie chronischer Bronchitis und Asthma bronchiale sind mit jeweils 10 bis 15 Prozent der Erwachsenen in Deutschland Millionen von Menschen betroffen.
Atemwegserkrankungen: Welche Arten gibt es?
Atemwegserkrankungen werden sowohl nach zeitlichem Verlauf wie auch nach Ort der Entstehung und Form unterteilt. Man unterscheidet also akute und chronische Atemwegserkrankungen, Erkrankungen der oberen und unteren Atemwege sowie obstruktive und restriktive Atemwegserkrankungen.
Zu den akuten Atemwegserkrankungen gehören bakterielle und virale Infektionen, also Erkältungen, Schnupfen, Grippe oder Covid-19. Viele akute Infektionen verlaufen zum Glück mild und sind nach etwa vier Wochen vorbei. Im schlimmsten Fall können sie, wie im Fall der Bronchitis, jedoch chronisch werden. Weitere Beispiele für chronische Atemwegserkrankungen sind Asthma bronchiale, COPD und Lungenemphysem.
Sowohl Asthma bronchiale wie auch COPD gehören zu den obstruktiven Atemwegserkrankungen, das heißt, die Bronchien in der Lunge sind verengt, was zu einer erschwerten Ausatmung und so zu einer Überblähung der Lunge führt. Das Gefühl der Luftnot entsteht in diesen Fällen dadurch, dass noch zu viel Luft in der Lunge ist, die nicht abgeatmet werden kann.
Bei den restriktiven Atemwegserkrankungen wie der Lungenfibrose ist die Lunge zunehmend weniger flexibel: Das Lungengewebe verliert nach und nach die Fähigkeit, sich zu dehnen, was es für die Betroffenen schwer macht, einzuatmen. Ein abnehmendes Lungenvolumen kann die Folge sein.
Die letzte Kategorisierung basiert auf dem Ort der Erkrankung. COPD, Asthma bronchiale und Lungenentzündung sind Krankheiten der unteren Atemwege, zu denen Kehlkopf, Luftröhre, Bronchien und die Lunge gehören. Erkrankungen der oberen Atemwege – Nase, Nasennebenhöhlen und Rachenraum – sind oft leichter, wie Erkältungen oder Halsschmerzen. Allerdings kann es hier im Verlauf zu einem sogenannten Etagenwechsel kommen: Wird aus der Erkältung eine akute Bronchitis, hat sich die Krankheit von den oberen in die unteren Atemwege verlagert.
Atemwegserkrankungen: Welche Ursachen gibt es?
Hinter einer Atemwegserkrankung stecken meistens Entzündungen, die sehr unterschiedliche Ursachen haben können. Virale Infektionen, zum Beispiel mit dem Coronavirus, und bakterielle Infektionen wie Tuberkulose oder Pneumokokken sind eine häufige Ursache von akuten Atemwegserkrankungen.
Bei manchen Atemwegserkrankungen wie der Stoffwechselkrankheit Mukoviszidose spielen genetische Faktoren eine große Rolle. Aber auch Umwelteinflüsse wie Tabakrauch, Hausstaubmilben, Pollen oder Schimmelpilze können Entzündungsprozesse in Gang setzen. Bei Menschen mit Allergien fängt es oft harmlos mit Heuschnupfen an, der zum allergischen Asthma und schließlich zu Asthma bronchiale wird.
Eine weitere Ursache für Atemwegserkrankungen sind Veränderungen des Lungengewebes, zum Beispiel durch eine frühere Lungenentzündung. Aber auch bei der Staublunge, die durch Feinstaub wie zum Beispiel Asbest entsteht, ist das Lungengewebe verändert.
Vielfältige Symptomatik bei Atemwegserkrankungen
Die Symptome, die auf eine Atemwegserkrankung hindeuten, sind sehr unterschiedlich. Häufig sind:
- Atemnot
- Schmerzen im Brustkorb
- Geräusche beim Atmen wie Pfeifen oder Rasseln
- Schnarchen
- Halsschmerzen, Kratzen im Hals
- Heiserkeit
- Husten
- gestörter Atemrhythmus
- Abhusten von Schleim
- Bluthusten
Generell gilt: Je früher zum Arzt, desto besser. Denn auch das Verschleppen einer einfachen Erkältung kann zu einer Lungenentzündung oder einer chronischen Bronchitis führen.
Diagnose von Atemwegserkrankungen
Um eine genaue Diagnose zu stellen, stehen vielfältige Verfahren zur Verfügung. Wenn die Beschwerden schwerwiegend sind, kann es sinnvoll sein, direkt zum HNO-Arzt oder Pneumologen zu gehen. In jedem Fall beginnt die Diagnose mit dem Anamnesegespräch, in dem es darum geht, wann welche Symptome aufgetreten sind, ob Vorerkrankungen eine Rolle spielen oder ob es weitere Risikofaktoren wie Rauchen oder Allergien gibt.
Im Anschluss werden je nach Symptomatik weitere Untersuchungen durchgeführt. Dazu gehören das Abhören mit dem Stethoskop und das Abklopfen des Brustkorbes, um Geräusche in der Lunge festzustellen. Eventuell werden ein Nasen-Rachen-Abstrich oder eine Blutprobe genommen.
Ein Lungenfunktionstest und eine Blutgasanalyse, für die Blut aus dem Ohrläppchen entnommen wird, sind ebenfalls häufige Verfahren. Bei entsprechendem Verdacht sollte ein Allergietest, zum Beispiel auf Pollen oder Hausstaub, durchgeführt werden. Zur detailgenauen Darstellung des Lungengewebes werden bildgebende Verfahren wie die Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztomographie (MRT) eingesetzt.
Atemwegserkrankungen: Welche Therapieansätze gibt es?
Je nach Art und Ursache der Erkrankung gibt es unterschiedliche Therapieansätze. Bakterielle Infektionen sprechen in der Regel auf Antibiotika an, eventuell können zusätzlich schleimlösende oder hustenstillende Mittel verschrieben werden. Menschen mit Asthma bronchiale sollten im Fall einer Erkältung allerdings mit Schleimlösern vorsichtig sein, da diese oft ätherische Öle enthalten, die die Bronchien reizen können.
Bei Asthma und COPD kommen sogenannte Betamimetika zum Einsatz, die die Atemwege kurzfristig weiten. Zur Bekämpfung der Entzündung in den Bronchien werden in der Regel Kortisonsprays verschrieben.
Durch die Inhalation gelangen die Wirkstoffe direkt in die Lunge, wodurch systemische Nebenwirkungen des Kortisons vermieden werden. Bei COPD kann eine Langzeit-Sauerstofftherapie helfen. Auch die sogenannte Atemtherapie, bei der Übungen erlernt werden, die die Atemmuskulatur bewusst unterstützen und so das Atmen erleichtern können.
Bei besonders schweren Fällen, etwa bei Covid-19, müssen Patienten stationär aufgenommen und künstlich beatmet werden.
Vorbeugung: Was können Sie selbst gegen Atemwegserkrankungen tun?
Gegen einige Krankheitserreger wie Grippe, Corona oder Pneumokokken stehen Impfungen zur Verfügung, die nicht immer vor der Ansteckung, aber zumindest vor einem schweren Verlauf schützen. Menschen mit chronischen Lungenerkrankungen sollten diese auf jeden Fall durchführen lassen, um Komplikationen durch weitere Infektionen zu vermeiden.
Darüber hinaus sind die in der Pandemie erprobten Hygieneregeln – FFP2-Masken und Händewaschen – auch ein Schutz vor anderen Atemwegserkrankungen.
Sie können Ihr Immunsystem unterstützen, indem Sie Übergewicht reduzieren und auf eine abwechslungsreiche Ernährung mit vielen frischen Zutaten sorgen. Auch der Verzicht aufs Rauchen hilft der Lunge, sich gegen Erreger zu schützen. Und schließlich helfen Sport und Bewegung an der frischen Luft nicht nur bei der Vorbeugung, sondern können auch Betroffenen helfen, ein Stück Lebensqualität zurückzugewinnen.