Leider mitnichten – denn die spanische Pflegebranche ist gekennzeichnet von hoher Arbeitslosigkeit und niedrigeren Einkommen. Zudem ist die Pflege vergleichsweise schwach ausgebaut, und das in einer Gesellschaft mit einer der höchsten Lebenserwartungen weltweit.
Die Lage bessert sich seit 2014
Laut des spanischen Statistikamtes INE gab es 2015 in Spanien rund 284.000 Pflegekräfte, inklusive Pflege-Hilfskräften. Gegenüber dem Vorjahr ist die Zahl der Pflegenden damit um 3,4 Prozent gestiegen. Dennoch kamen in Spanien laut Daten der OECD von 2013 nur 5,1 Pflegekräfte auf 1.000 Einwohner,wie auch die spanische Pflege-Gewerkschaft SATSE unterstreicht. Damit befindet sich das Land in der Gruppe der Schlusslichter unter den entwickelten Ländern: Im OECD-Durchschnitt sind es 9,1 Pfleger pro 1.000 Einwohner, in Deutschland sogar 13. Während der Krisenjahre nach 2010 und der Einschnitte im Sozial- und Gesundheitssystem verloren laut Zahlen des spanischen Gesundheitsministeriums rund 4.000 Pflegekräfte ihren Job; erst seit 2014 bessert sich die Lage wieder.
Viele Pflegekräfte sind ausgewandert
Parallel dazu steigt jedoch die Arbeitslosigkeit rasant, da immer mehr fertig ausgebildete Pflegekräfte auf den Arbeitsmarkt drängen: „Die Arbeitslosenquote ist in wenigen Jahren alarmierend gestiegen. Die Zahl stieg von 7.000 im Jahr 2010 auf mehr als 20.000 im Jahr 2014“, schreibt der spanische Ableger des Medizin- und Pflege-Personaldienstleisters TTA Personal auf seiner Website, die sich an auswanderungswillige spanische Pflegekräfte richtet. „Man spricht von mehr als 5.000 Pflegekräften, die bereits im Ausland arbeiten“, heißt es auf dem spanischsprachigen Firmen-Blog weiter.
Die Arbeitslosenquote ist regional verschieden
Regional gesehen gibt es innerhalb Spaniens deutliche Unterschiede bezüglich Arbeitslosenquote und Verdienst in der Pflegebranche: In Gesamt-Spanien suchten 2014 rund 5,6 Prozent der Pflegenden einen Job. Am schwierigsten ist die Situation in den ärmeren sogenannten Comunidades Autónomas – den spanischen „Bundesländern“ – Extremadura, Andalusien und Galizien, wo die Quoten mit 12,7, 10,3 und 10,2 Prozent sogar zweistellig sind. Besser sieht es in den wohlhabenden Comunidades Katalonien, dem Baskenland und Madrid aus, wo die Quoten bei 2,05, 2,7 und 3,31 Prozent liegen. Die Kanarischen Inseln liegen mit 5,44 Prozent übrigens leicht unter dem Schnitt – obwohl die Kanaren insgesamt zu den wirtschaftlich etwas schwächeren Gebieten Spaniens gehören. Wohlgemerkt sieht die Arbeitslosenquote in der Pflege damit immer noch weit „besser“ aus als auf dem Arbeitsmarkt insgesamt, wo sie spanienweit trotz jüngstem Wirtschafts-Aufschwung bei immer noch 19,2 Prozent lag – der nach Griechenland zweithöchste Wert der EU.
Mit Berufserfahrung zu einem höheren Einkommen
Die unterschiedliche Lage am Arbeitsmarkt spiegelt sich auch in den Einkommen wider. „Pflegekraft in Madrid zu sein, zahlt sich aus“, schreibt die Fachzeitschrift Redacción Medica. „Laut des jüngsten Berichts der Beratungsgesellschaft Hays über Gehaltsunterschiede innerhalb Spaniens verdient eine Pflegekraft mit mehr als zehn Jahren Berufserfahrung in der Hauptstadt zwischen 39.000 und 45.000 Euro jährlich.“
Dagegen verdiene eine Pflegekraft mit gleicher Erfahrung im baskischen Bilbao sowie den andalusischen Großstädten Sevilla oder Valencia nur zwischen 22.000 und 26.000 Euro pro Jahr. Die Berufserfahrung spielt bei Pflegenden in Spanien allgemein eine wichtige Rolle. So kommen Kräfte mit fünf bis zehn Jahren im Job in Madrid auf 33.000 bis 36.000 Euro, bei zwei bis fünf Jahren nur auf 24.000 bis 28.000 Euro Einkommen jährlich.
Im Rahmen der Themenwoche „Pflege ohne Grenzen? Deutschland und Spanien im Vergleich“ hatte die Redaktion der Rechtsdepesche für das Gesundheitswesen in der Vergangenheit einen Blick hinter die Kulissen der spanischen Pflegebranche geworfen. Neben weiteren Artikeln, wurde zudem ein Dokumentarfilm auf Gran Canaria zu diesem Thema produziert.
Quelle: www.satse.es, www.elmundo.com, www.msssi.gob.es u.a.