So geht Arbeiten 5.0: Sechs Monate lang erproben Pflegekräfte der Universitätsmedizin Rostock verschiedene Schichtmodelle, die eine flexiblere Gestaltung der Arbeitszeit möglich machen. Die Beschäftigten können zum Beispiel mehr freie Zeit für Familie, Studium oder Freizeit durch verkürzte Arbeitstage einplanen oder freie Tage ansammeln, indem sie längere Schichten arbeiten. Eine Schicht kann zwischen vier und zwölf Stunden dauern.
Ausgeprägter Wunsch nach flexiblen Arbeitszeiten
Die Teilnahme am Projekt ist freiwillig. Wenn es erfolgreich umgesetzt werden kann, soll das flexible Arbeitszeitmodell schrittweise auf die gesamte Universitätsmedizin ausgeweitet werden. Derzeit testen nach Angaben der Rostocker bis zu 50 Prozent der Mitarbeitenden aus Neurochirurgie, Hämatologie/Onkologie, Akutpsychatrie und dem Aufwachraum, ob ein individuelles Zeitmodell für sie vorteilhafter ist. Der Wunsch nach flexiblen Arbeitszeiten sei bei den Beschäftigten stark ausgeprägt.
Die Work-Life-Balance spielt für sie eine immer wichtigere Rolle. Auch in der modernen sogenannten Arbeitswelt 5.0 kommt ihr eine zentrale Bedeutung zu. Vereinfacht werden soll die Vereinbarkeit von Beruf und Freizeit vor allem durch technische Errungenschaften wie KI und Automation. Dadurch könnten Arbeitsabläufe optimiert und insgesamt mehr Zeit für das Wesentliche geschaffen werden.
In der Pflege kann das zum Beispiel eine KI-gestützte Dienstplanung sein, die im optimalen Fall alle Bedürfnisse und Wünsche hinsichtlich flexibler Arbeitszeiten berücksichtigt und gleichzeitig den Planungsaufwand reduziert.
Arbeiten 5.0 als Eingliederungs- und Gesundheitsmaßnahme
„Flexibilisierung der Arbeitszeiten im Pflege- und Funktionsdienst – Arbeiten 5.0“, wie das Pilotprojekt in Rostock genannt wird, soll zudem die Rückkehr und Wiedereingliederung in den Beruf, zum Beispiel nach der Elternzeit, erleichtern. Es ist nicht das erste Projekt der Universitätsmedizin, das dem Bedürfnis nach Gestaltungsspielraum bei der Arbeitszeit entgegenkommt: Im Jahr 2020 wurde unter dem Leitsatz „Arbeite als Pflegekraft, wann du willst“ eine Art Mitarbeiterpool etabliert, bei dem Pflegekräfte ihre Dienste selbst und lange im Voraus festlegen können. Eingesetzt werden sie dann dort, wo sie zu ihren geplanten Zeiten am dringendsten gebraucht werden.
„Arbeiten 5.0“ heißt auch das preisgekrönte Arbeitszeitmodell des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE). Das Projekt wurde 2019 im Rahmen einer Gesundheitsinitiative ins Leben gerufen und mit dem Deutschen Demografie Preis 2024 des Demographie Netzwerk e.V. in der Kategorie „Zukunft der Arbeit“ ausgezeichnet. Wie in Rostock, können verschiedene Schichtmodelle mit kurzen oder langen Arbeitstagen kombiniert werden. Nach Angaben des UKE konnte damit die Arbeitsbelastung der Mitarbeitenden reduziert werden. Das Feedback der Beschäftigten sei positiv.
Flexible Arbeitszeiten nicht für alle Beschäftigten umsetzbar
Auf seinen Karriereseiten wirbt das UKE unter anderem mit „Hamburgs flexibelster Dienstplan“. In den weiterführenden Informationen wird die Freiwilligkeit betont, die letztendlich auch die andere Seite spiegelt: So gibt es weiterhin Beschäftigte, die das klassische Drei-Schicht-System bevorzugen und ebenso Stationen, die flexible Arbeitszeiten und individuelle Wünsche bei der Dienstplanung nicht in jeder Form erlauben und berücksichtigen können.
Im Rahmen der flexiblen Schichtmodelle ist auch eine Vier-Tage-Woche möglich, wie sie als eigenständiges Modell in der Pflege bereits vielerorts erprobt und umgesetzt wird. Die bisherigen Erfahrungen zeigen im Allgemeinen deutlich: Flexible Arbeitszeitmodelle bieten individuelle Ausgestaltungsmöglichkeiten und müssen mit den Betriebsabläufen in Einklang zu bringen sein. Die Umsetzung ist zudem von persönlichen Umständen und Empfinden abhängig, denn lange Arbeitstage können auch zu einer Überlastung führen. Auf der anderen Seite sollten zusätzliche freie Tage nicht zulasten der Kollegen gehen.
FAQ
Was bedeutet Arbeiten 5.0?
„Arbeiten 5.0“ bezeichnet flexible Arbeitszeit-Projekte der Universitätsmedizin Rostock und des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf, die zu einer besseren Work-Life-Balance und Zufriedenheit der Mitarbeitenden beitragen sollen. In der allgemeinen Arbeitswelt 5.0 kommen technische Errungenschaften wie KI und Automation dem steigenden Bedürfnis nach flexiblen Arbeitszeiten entgegen.
Wie kann ein flexibles Arbeitszeitmodell in der Pflege aussehen?
Schichtmodelle zwischen vier und zwölf Stunden, wie sie an der Universitätsmedizin Rostock erprobt werden, ermöglichen zum Beispiel mehr Tagesfreizeit durch verkürzte Arbeitstage oder mehr freie Tage am Stück, wenn längere Schichten gearbeitet werden. Auch die Vier-Tage-Woche kann im Rahmen solcher Modelle umgesetzt werden.
Was bewirken flexible Arbeitszeiten?
Erfahrungen des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf zeigen, dass flexible Arbeitszeitmodelle die Mitarbeiterzufriedenheit steigern, die Gesundheit stärken und die Arbeitsbelastung verringern können. Die Umsetzung ist aber auch von den Betriebsabläufen, individuellen Faktoren und persönlichem Empfinden abhängig. Lange Arbeitstage können nämlich ebenfalls zu einer Überlastung führen, zusätzliche freie Tag sollten dagegen nicht zulasten der Kollegen gehen.