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Ambulante Pflegekräfte im Fokus: Nie zuvor waren Beschäftigte im Bereich der ambulanten Pflege so oft krankgeschrieben wie im vergangenen Jahr. Das ergibt sich aus einer Untersuchung der Gesundheits- und Krankendaten von insgesamt 30.000 Mitarbeitenden in der Pflege durch die AOK Rheinland/Hamburg.
Die Krankenkasse hat die körperliche und psychische Gesundheit von Pflegekräften analysiert und alarmierende Trends ausgemacht. Bei einem Rekord-Krankenstand von 8,7 Prozent im Jahr 2023 (2022: 8,5 Prozent) ist insbesondere die Zahl der Fehltage aufgrund von psychischen Belastungen signifikant gestiegen: Unter den zehn Top-Diagnosen bei Arbeitskräften in der ambulanten Pflege befinden sich sechs Erkrankungen mit psychischer Ursache.
„Unsere Analysen rücken die Herausforderungen in den Fokus, denen viele Pflegekräfte täglich ausgesetzt sind. Neben einer starken körperlichen Beanspruchung werden Pflegerinnen und Pfleger in ihrem Arbeitsalltag vor allem mit einem hohen emotionalen Druck und psychisch belastenden Situationen konfrontiert“, sagt Sabine Deutscher, Vorstandsmitglied der AOK Rheinland/Hamburg.
Nach den Auswertungen der AOK Rheinland/Hamburg gehen fast 19 Prozent der Arbeitsunfähigkeitstage (AU-Tage) auf psychische Erkrankungen zurück (2022: 16 Prozent), gefolgt von 17 Prozent infolge von Muskel-Skelett-Erkrankungen (2022: 16 Prozent).
Psychische Erkrankungen vorne
Zu den in der Auswertung genannten psychischen Erkrankungen zählen:
- Depressionen,
- Angststörungen und
- Belastungsstörungen.
Insgesamt hat das Institut für Betriebliche Gesundheitsförderung (BGFI) der AOK Rheinland/Hamburg für seinen „Branchenbericht Ambulante Pflege“ die Situation von rund 30.000 AOK-versicherten Pflegekräften aus großen Teilen Nordrhein-Westfalens und aus Hamburg analysiert.
Neben einem Krankenstand in Höhe von 8,7 Prozent und einem Plus von 0,2 Prozentpunkten im Vergleich zum Jahr 2022 (8,5 Prozent) gab es weitere Negativ-Rekorde.
So hat sich auch die Zahl der AU-Tage erhöht. Im Jahr 2023 sind Beschäftigte in der ambulanten Pflege im Durchschnitt an 32 Kalendertagen in ihrem Job ausgefallen. Das ist noch ein Tag mehr als im Vorjahr, wo jede und jeder Beschäftigte auf durchschnittlich 31 AU-Tage gekommen ist.
Ambulante Pflegekräfte: Mit zunehmendem Alter steigen Fehlzeiten
Der Branchenbericht zeigt auch, dass sowohl bei den Frauen als auch bei den Männern die Ausfallzeiten mit zunehmendem Alter steigen. In allen Altersgruppen ist der Krankenstand in der ambulanten Pflege bei den weiblichen Beschäftigten höher als bei den männlichen. Im Jahr 2023 lag der Gesamtkrankenstand bei den Frauen bei 9,2 Prozent, bei den Männern bei 6,7 Prozent.
Ab dem 40. Lebensjahr öffnet sich die Schere zwischen den Geschlechtern noch deutlicher, in der höchsten Altersstufe (über 60 Jahre) betrug die Differenz fast 44 Prozent. Hier kamen die Frauen auf einen Krankenstand von 13,5 Prozent, die Männer auf 9,4 Prozent.
Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes leben in Deutschland über fünf Millionen Menschen, die Pflege benötigen – Tendenz steigend. Etwa fünf von sechs Menschen mit einem Pflegebedarf (84 Prozent) wurden Ende 2021 zu Hause versorgt.
„Der Bedarf an professioneller Pflege und Hilfe im häuslichen Umfeld nimmt zu. Genauso wie die Arbeitsbelastung von Pflegekräften. Es fehlt an Personal und Zeit. Die Politik muss die Rahmenbedingungen für eine gute Pflege schaffen. Nur wenn es gelingt, die Pflegeberufe attraktiver zu machen und ganzheitlicher zu gestalten, können die Mitarbeitenden dauerhaft entlastet werden“, sagt Sabine Deutscher.
Das Institut für Betriebliche Gesundheitsförderung (BGF) und die AOK Rheinland/Hamburg unterstützen amblante Pflegedienste, aber ebenso andere Branchen dabei, die Gesundheit ihrer Beschäftigten auch in besonderen Belastungssituationen zu erhalten und die Resilienz zu stärken.
Quelle: AOK