Alzheimer
Geschlech­ter unter­schei­den sich – in Forschung und Medizin wurde das lange kaum berück­sich­tigt. Bild: Desiree Gorges

Frauen sind wie Männer, nur kleiner und leich­ter: In Forschung und Medizin wurde das weibli­che Geschlecht lange so angese­hen. Männer waren dort der Maßstab, auch Testper­so­nen in Studien waren überwie­gend männlich.

Doch seit einigen Jahren wächst das Bewusst­sein für geschlech­ter­spe­zi­fi­sche Unter­schiede, die sowohl bei der Entste­hung einer Krank­heit als auch der Behand­lung eine wichtige Rolle spielen.

Wie der Unter­schied zwischen Mann und Frau zu einem besse­ren Verständ­nis einer Krank­heit beitra­gen kann, zeigen neue Erkennt­nisse aus der Alzhei­mer Forschung.

Alzhei­mer betrifft häufi­ger Frauen

Gemäß der Alzhei­mer Forschung Initia­tive e.V. handelt es sich bei den Erkrank­ten zu zwei Dritteln um Frauen, was in Deutsch­land einer Zahl von 800.000 Betrof­fe­nen entspricht. Den Grund für dieses Ungleich­ge­wicht sahen Forscher lange in der höheren Lebens­er­war­tung von Frauen.

Nachdem diese Ansicht als überholt galt, rückte der weibli­che Hormon­haus­halt in den Blick. Die neuen Erkennt­nisse lassen nun darauf schlie­ßen, dass die Ursachen auch in den geschlech­ter­spe­zi­fi­schen Genen zu finden sind.

3 Fakto­ren für Alzhei­mer bei Frauen

Der Alzhei­mer-Experte Dr. Alex Yang Liu und Prof. Klaus Faßben­der vom Univer­si­täts­kli­ni­kum des Saarlan­des haben drei Fakto­ren identi­fi­ziert, die das höhere Erkran­kungs­ri­siko bei Frauen mit begrün­den könnten:

  • Durch­blu­tungs­stö­run­gen im Gehirn, welche unter anderem auf den Abbau von Zellen, den Perizy­ten, zurück­zu­füh­ren sind. Die Gene, die diese Perizy­ten steuern, liegen auf den männli­chen und weibli­chen Geschlechts­chro­mo­so­men, was zu einer unter­schied­li­chen Regula­tion bei Frauen und Männern führt.
  • Störun­gen der Infor­ma­ti­ons­wei­ter­lei­tung im Gehirn, da die verant­wort­li­chen Zellen, die Oligo­den­dro­zy­ten, bei Frauen mutmaß­lich nicht so stark aktiviert werden wie bei Männern. Gesteu­ert werden soll dieser Prozess bei Frauen von Genen in den Eierstö­cken.
  • Geschwächte Immun­ab­wehr, da Mikro­glia­zel­len, die für die Immun­ab­wehr im Gehirn sorgen, auch vom Geschlecht beein­flusst werden. Bei Frauen scheint die Immun­ab­wehr und Regula­tion von Entzün­dungs­pro­zes­sen schlech­ter zu funktio­nie­ren als bei Männern, was wiederum mit Genen zusam­men­hängt, die auf dem X‑Chromosom liegen.

Fazit

Bei Alzhei­mer handelt es sich bei den Erkrank­ten zu zwei Dritteln um Frauen, was in Deutsch­land einer Zahl von 800.000 Betrof­fe­nen entspricht.

Im Hinblick auf die geschlech­ter­spe­zi­fi­schen Unter­schiede steht die Alzhei­mer Forschung noch am Anfang.

Der techni­sche Fortschritt, insbe­son­dere bei der geneti­schen Sequen­zie­rung und Big-Data-Analyse, macht es inzwi­schen aber möglich, die Unter­schiede schon bei der Grund­la­gen­for­schung zu berück­sich­ti­gen.

Quelle: PM Alzhei­mer Forschung Initia­tive e.V.