Alkohol
Der Kater danach: Vielen Menschen fällt ein maßvol­ler Umgang mit Alkohol schwer Bild: © Fizkes | Dreamstime.com

Jetzt hat die AOK Rheinland/Hamburg einen Negativ­re­kord ermit­telt: Im Jahr 2022 sind Berufs­tä­tige in Folge von Alkohol­kon­sum so lange arbeits­un­fä­hig gewesen wie nie zuvor: Insge­samt 15,3 Tage je 100 Versi­cherte.

Mit Beginn der Corona­pan­de­mie ist die Kurve noch einmal nach oben gegan­gen und die Zahl der Arbeits­un­fä­hig­keits­tage (AU-Tage) wegen Alkohol­pro­ble­men sprung­haft gestie­gen: Im Jahr 2020 um 14 Prozent auf 15,0 AU-Tage je 100 Versi­cherte.

Seitdem nehmen die Probleme weiter zu. Das Vor-Corona-Niveau, das sich in den Jahren 2014 bis 2019 zwischen 12,4 und 13,6 AU-Tagen bewegt hat, konnte nie mehr erreicht werden. 2021 waren 15,2 AU-Tage je 100 Versi­cherte zu verzeich­nen, 2022 dann 15,3 AU-Tage.

Für diesen Vergleich hat das BGF-Insti­tut (Insti­tut für Betrieb­li­che Gesund­heits­för­de­rung) der AOK Rheinland/Hamburg die Zahlen von Hunder­tau­sen­den berufs­tä­ti­gen Versi­cher­ten ausge­wer­tet.

Exper­tin­nen und Exper­ten gehen zudem von einer hohen Dunkel­zif­fer aus, denn in die Auswer­tun­gen einge­flos­sen sind nur solche Ausfall­tage, für die eine AU-Beschei­ni­gung einge­reicht worden ist. Für Arbeits­un­fä­hig­kei­ten von einem Tag bis zu drei Tagen sind in der Regel keine Kranken­scheine nötig.

Männer sehr viel häufi­ger betrof­fen als Frauen

Die Zahlen der AOK Rheinland/Hamburg belegen zudem, dass Alkohol­stö­run­gen häufi­ger bei älteren Beschäf­tig­ten diagnos­ti­ziert werden als bei jünge­ren. Am stärks­ten war im Jahr 2022 die Gruppe der 50- bis 59-Jähri­gen betrof­fen, die auf 27,0 AU-Tage je 100 Versi­cherte kam.

Zum Vergleich: Auf die Gruppe der 20- bis 29-Jähri­gen entfie­len 3,8 AU-Tage je 100 Versi­cherte. Und auch zwischen den Geschlech­tern gibt es große Unter­schiede.

Männer fallen fast dreimal so häufig wegen Alkohol­stö­run­gen aus, wenn man die Zahl der AU-Fälle betrach­tet:

  • auf 100 Männer kommen 0,98 alkohol­be­dingte AU-Fälle jährlich
  • auf 100 Frauen 0,36

Die Zahl der Fehltage ist aller­dings „nur“ doppelt so hoch:

  • auf 100 Männer entfal­len 19,6 alkohol­be­dingte Fehltage jährlich
  • auf 100 Frauen 9,5.

Das bedeu­tet auch, dass die Krank­schrei­bun­gen im Falle der Frauen häufi­ger über einen länge­ren Zeitraum ausge­stellt werden.

Eine höhere Fallzahl mit steigen­dem Alter und deutlich mehr Ausfälle bei Männern – diese Details kommen auch im Branchen­ver­gleich zum Ausdruck.

Mit 29,4 durch Alkohol verur­sachte Ausfall­tage je 100 Versi­cherte haben die Beschäf­tig­ten in der Herstel­lung von Metall­wa­ren im Jahr 2022 am häufigs­ten an ihrem Arbeits­platz gefehlt.

Es folgen diese Branchen:

  • Ver- und Entsor­gung mit 28,0 AU-Tagen,
  • Metall­ver­ar­bei­tung (24,4 AU-Tage)
  • Maschi­nen- und Fahrzeug­bau (23,7 AU-Tage)

All diese Arbeits­plätze gelten als männer­do­mi­niert. Die wenigs­ten AU-Tage dieser Art gab es nach den Zahlen der AOK Rheinland/Hamburg im Gesund­heits­we­sen mit 8,7 je 100 Versi­cherte.

Alkohol als leicht verfüg­ba­res Mittel, um abzuschal­ten

Nach Angaben des Bundes­ge­sund­heits­mi­nis­te­ri­ums nehmen in Deutsch­land 7,9 Millio­nen Menschen zwischen 18 und 64 Jahren den „Sprit“ in gesund­heit­lich bedenk­li­cher Menge zu sich. Durch­schnitt­lich werden pro Kopf jährlich rund zehn Liter reinen Alkohols konsu­miert, so das Minis­te­rium.

Gegen­über den Vorjah­ren sei eine leicht rückläu­fige Tendenz im Konsum zu regis­trie­ren. Dennoch liege Deutsch­land im inter­na­tio­na­len Vergleich unver­än­dert im oberen Drittel.

„Alkohol erscheint als leicht verfüg­ba­res Mittel, um abzuschal­ten. Doch zu wenigen Menschen ist bewusst, wie gefähr­lich der sorglose Umgang damit ist. Alkohol ist eine Droge, die bewusst­seins- und wahrneh­mungs­ver­än­dernd wirkt, die Organe schädi­gen und süchtig machen kann.

Diese Form der Sucht kennt keine sozia­len Grenzen und ist in allen gesell­schaft­li­chen Schich­ten verbrei­tet“, warnt Sabine Deutscher, Vorstands­mit­glied der AOK Rheinland/Hamburg.

AOK Rheinland/Hamburg bietet Unter­neh­men Unter­stüt­zung an

Die AOK Rheinland/Hamburg und das Insti­tut für Betrieb­li­che Gesund­heits­för­de­rung (BGFI) unter­stüt­zen Unter­neh­men dabei, ihre Mitar­bei­ten­den für einen verant­wor­tungs­vol­len Umgang mit Alkohol zu sensi­bi­li­sie­ren.

Geeig­nete Maßnah­men sind beispiels­weise Seminare, Kurse oder Vorträge zu Sucht, Stress­be­wäl­ti­gung, Achtsam­keit und Entspan­nung.

Infos dazu unter www.aok.de/fk/betriebliche-gesundheit sowie unter www.bgf-institut.de.

Quelle: AOK