Gerade vom Zusammenspiel mehrerer Akteure in der ambulanten Versorgung, etwa durch professionell Pflegende, pflegende Angehörige und Ärzte, kann ein erhöhtes Risiko für die Patientensicherheit ausgehen. Zeitdruck, ungenügende Kommunikation und nicht ausreichend strukturierte Prozesse können dafür die Gründe sein, die zu Medikationsfehlenr, Stürzen oder Infektionen führen können.
Daher hat das Zentrum für Qualität in der Pflege (ZQP) mit Experten aus Wissenschaft, Praxis und Politik eine sogenannte Perspektivenwerkstatt zur Patientensicherheit in der ambulanten Pflege durchgeführt. Bislang liegen nämlich noch kaum handfeste Daten zu diesem Thema vor. Es mangele an Erkenntnissen über Sicherheitsrisiken sowie an wissenschaftlichen fundierten Instrumenten zur Verbesserung der Patientensicherheit, erklärt das ZQP in der Pressemitteilung.
Nach Durchführung einer wissenschaftlichen Literaturstudie und vier Expertenkonferenzen wurden dazu sieben zentrale Handlungsfelder identifiziert:
- Wissen und Kompetenz von beruflich Pflegenden
- Personaleinsatz
- Verantwortung ambulanter Pflege im komplexen Setting
- Kommunikation an der Schnittstelle im Versorgungsprozess
- Gesundheitskompetenz Pflegebedürftiger und ihrer Angehörigen
- Sicherheitskultur in der ambulanten Pflege
- Spezielle Risikobereiche: Medikation, Hygiene, außerklinische Beatmungspflege
Dr. Ralf Suhr, Vorstandsvorsitzender des ZQP, bemängelte, dass das Patientensicherheits-Management in der Langzeitpflege, vor allem im ambulanten Bereich, in Deutschland „immer noch in den Kinderschuhen“ stecke. Zwar bedeute dies nicht, dass sich in der Praxis niemand um die Patientensicherheit kümmert, doch es gebe einfach zu wenig Erkenntnisse und Anreize, aus Fehlern zu lernen. Deshalb rät die Perspektivenwerkstatt zur Einführung von Berichts- und Lernsystemen (CIRS) auf Organisationsebene. Auch Pflegevisiten müssten konsequenter etabliert werden. Insbesondere Leitungspersonen in der Pflege komme auf diesem Handlungsfeld der „Sicherheitskultur“ eine wichtige Rolle zu, da sie entscheidend zur Etablierung eines konstruktiven Umgangs mit Fehlern beitragen können.
Das Institut für Public Health und Pflegeforschung der Universität Bremen hat die Durchführung wissenschaftlich begleitet. Beteiligt waren unter anderem das Aktionsbündnis Patientensicherheit, der AOK-Bundesverband, die Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege, der bpa, das Bundesministerium für Gesundheit, das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, ambulante Pflegedienste sowie Pflegeforscherinnen und ‑forscher.