Pflegekräfte
Der Bedarf an pflegen­den Menschen steigt und steigt Bild: © Arne9001 | Dreamstime.com

Der Bedarf an zusätz­li­chen Pflege­kräf­ten könnte nach neuen Berech­nun­gen allein durch die zuneh­mende Alterung bis zum Jahr 2049 auf bis zu 690.000 steigen. Das wäre ein Plus von rund einem Drittel im Vergleich zum Jahr 2019, teilte das Statis­ti­sche Bundes­amt (Desta­tis) in Wiesba­den mit.

Zur Jahrhun­dert­mitte würden dann rund 2,15 Millio­nen Menschen in der Pflege benötigt. Für das Vor-Corona-Jahr 2019 gab das Bundes­amt einen Bedarf von 1,62 Millio­nen Pflege­kräf­ten an.

Vier Berufs­grup­pen sind den Statis­ti­kern zufolge maßgeb­lich für die Pflege­tä­tig­keit:

  • Gesund­heits- und Kranken­pflege
  • Gesund­heits- und Kranken­pfle­ge­hilfe,
  • Alten­pflege
  • Alten­pfle­ge­hilfe.

Die Voraus­be­rech­nung erfasste die Beschäf­tig­ten, die in diesen Berufen tätig sind.

Pflege­kräfte: Zahl steigt

Zur Entwick­lung der Zahl an Pflege­kräf­ten wurden zwei Varian­ten mit unter­schied­li­chem Fokus auf demogra­fi­schen und gesell­schaft­li­chen Verän­de­run­gen voraus­be­rech­net:

Bei der „Trend-Variante“ berück­sich­tigte das Bundes­amt neben der demogra­fi­schen Entwick­lung auch die positi­ven Trends am Pflege­ar­beits­markt aus den 2010er Jahren. Danach steigt die Zahl der erwerbs­tä­ti­gen Pflege­kräfte bis 2034 auf 1,74 Millio­nen und bis 2049 auf 1,87 Millio­nen an. Damit würden letzt­lich 280 000 Pflege­kräfte fehlen.

Babyboo­mer drücken die Anzahl

Die „Status quo-Variante“ zeigt dagegen ausschließ­lich die Auswir­kun­gen der demogra­fi­schen Entwick­lun­gen auf die künftige Zahl an Pflege­kräf­ten. Nach dieser Variante würde die Zahl der Pflege­kräfte von 1,62 Millio­nen im Jahr 2019 zunächst bis 2034 auf 1,48 Millio­nen und bis 2049 auf 1,46 Millio­nen sinken. Haupt­grund für diese Entwick­lung ist, dass große Teile der Babyboo­mer-Genera­tion in den nächs­ten zehn Jahren das Renten­ein­tritts­al­ter errei­chen.

Die Deutsche Stiftung Patien­ten­schutz kriti­sierte nach Bekannt­gabe der Prognose die Pauscha­li­sie­rung von Pflege­kräf­ten. Ihr Vorstand Eugen Brysch sagte der Deutschen Presse-Agentur: „Alle Pflege­be­rufe beim zukünf­ti­gen Pflege­be­darf in einen Topf zu werfen, ist ein Fehler. Schließ­lich sind die Bedin­gun­gen und Anfor­de­run­gen in Kranken­häu­sern anders als in Pflege­hei­men oder ambulan­ten Pflege­diens­ten.“

Kleine Flops bei Anwer­bung aus Ausland

Zudem mahnte er Bund und Länder, sie dürften sich keine weite­ren Flops bei der Anwer­bung auslän­di­scher Pflege­kräfte leisten. „In zehn Jahren konnten nur 7700 Neube­schäf­tigte gezählt werden. Anstatt weiter Millio­nen von Euros zu verbren­nen, haben die Anerken­nung und Förde­rung von Berufs­ab­schlüs­sen schnel­ler zu erfol­gen.“

Der Präsi­dent des Bundes­ver­bands priva­ter Anbie­ter sozia­ler Dienste, Bernd Meurer, kriti­sierte insbe­son­dere die Bundes­po­li­tik und Gesund­heits­mi­nis­ter Karl Lauter­bach (SPD): „Minis­ter Lauter­bach sieht taten­los zu, wie sich die Situa­tion immer weiter verschlim­mert: Immer mehr Pflege­kräfte gehen in den nächs­ten Jahren in Rente und die Zahl der Auszu­bil­den­den bricht ein“. In den Ländern bahne sich eine Katastro­phe an.

Quelle: Desta­tis