#1: Vor- oder Zurückstellen?
Die mitteleuropäische Sommerzeit (MESZ) beginnt jeweils am letzten Sonntag im März um 2:00 Uhr MEZ, indem die Stundenzählung um eine Stunde von 2:00 Uhr auf 3:00 Uhr vorgestellt wird. Sie endet jeweils am letzten Sonntag im Oktober um 3:00 Uhr MESZ, indem die Stundenzählung um eine Stunde von 3:00 Uhr auf 2:00 Uhr zurückgestellt wird.
Wer sich das nicht merken kann, dem hilft vielleicht diese Eselsbrücke:
„Im Frühjahr kommen die Gartenmöbel VOR das Haus und im Herbst wieder ZURÜCK ins Haus.“
Auch im Englischen gibt es hierzu einen Merksatz (zugleich ein Wortspiel): „spring forward, fall back“.
#2: Zeitumstellung als Instrument der Kriegswirtschaft
Die Einführung der Sommerzeit war ursprünglich eine Kriegsmaßnahme: Inmitten des Ersten Weltkriegs führten das Deutsche Reich sowie das mit ihm verbündete Österreich-Ungarn die Zeitumstellung ein. Dadurch versprach man sich Energieeinsparungen bei der künstlichen Beleuchtung an langen Sommerabenden. Als Reaktion darauf führten auch andere europäische Länder die Sommerzeit ein.
Zwischen den Weltkriegen, in der Weimarer Republik, gab es keine Sommerzeit. Erst mit Beginn des Zweiten Weltkriegs erfolgte die Wiedereinführung – erneut aus kriegsökonomischen Gründen: Denn eine Stunde mehr Tageslicht bedeutete auch eine Stunde mehr Arbeitszeit für die damalige Rüstungsindustrie.
#3: Wiedereinführung als Energiesparmaßnahme
Bis 1979 wurde in der Bundesrepublik Deutschland nicht an der Uhr gedreht. Doch 1979/80 erlebt man gerade wieder einen Ölpreisschock. Zu diesem Zeitpunkt waren die Auswirkungen nach der Energiekrise von 1973 noch frisch im Gedächtnis.
Daneben bestand ein erheblicher politischer Druck seitens der anderen europäischen Mitgliedstaaten. Diese drängten auf eine Harmonisierung der europäischen Zeitenzonen, um den Binnenmarkt voranzutreiben.
1980 führte die Bundesrepublik (wie im Übrigen auch die Deutsche Demokratische Republik) die mitteleuropäische Sommerzeit ein.
Mittlerweile werden die mit der Einführung der Sommerzeit erhofften Einspareffekte kritisch hinterfragt. „Die Umstellung auf Sommerzeit bringt keine spürbare Energieeinsparung“, teilte beispielsweise der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) im März 2010 mit. Ein verändertes Freizeitverhalten an Sommerabenden und die zunehmende Verbreitung von Energiesparlampen würden eventuelle Spareffekte durch die Zeitverschiebung aufheben, so der Verband weiter.
Im März 2019 stimmte das EU-Parlament für die Abschaffung der europaweiten Zeitumstellung. Bislang (2024) konnte jedoch keine politische Einigung darüber erzielt werden, welche Regelung stattdessen zur Anwendung kommen sollte (zum Beispiel dauerhaft Sommerzeit, dauerhaft Winterzeit, neue Zeitzonen etc.).
#4: Physiologisch nicht unproblematisch
Psychologen und Mediziner haben negative Auswirkungen der Zeitumstellung festgestellt, da sich die Anpassung des chronobiologischen Rhythmus des Organismus („innere Uhr“ oder auch zirkadiane Uhr) als problematisch herausgestellt hat. Diese sind vergleichbar mit denen eines Jetlags.
Besonders Menschen, die unter Schlafstörungen leiden oder über organische Erkrankungen verfügen, haben hier offenbar größere Schwierigkeiten. Nach einer weiteren Studie soll die Umstellung auf die Sommerzeit auch das Risiko, einen Herzinfarkt zu erleiden, erhöhen.
#5: Keine Zeitumstellung ohne Zeitsignal
Für die funkgesteurte Zeitumstellung verantwortlich ist die Physikalisch-Technische Bundesanstalt (PTB) in Braunschweig. Mitarbeiter programmieren hierzu einen Zeitsender (DCF77) im hessischen Mainflingen. Dieser Zeitsender ist verantwortlich für die Ausstrahlung eines Zeitsignals, ohne dass die Zeitanzeigen auf Bahnhöfen, Flughäfen und in Rundfunk- und Fernsehanstalten nicht verlässlich funktionieren würden. Das Signal kann in ganz Europa auf der Langwellenfrequenz 77,5 kHz empfangen werden.
Um ein sekundengenaues Zeitsignal überhaupt aussenden zu können, muss die Zeit zuvor gemessen worden sein. Hierzu benutzt das PTB seit den 1950er Jahren sogenannte Atomuhren, in denen – stark vereinfacht gesagt – Cäsiumatome mittels Mikrowellenbestrahlung zu einer energetischen Zustandsveränderung animiert werden.