#1: Was versteht man unter Psycho-Neuro-Immunologie?
Das Forschungsgebiet der Psycho-Neuro-Immunologie befasst sich mit dem Zusammenspiel zwischen der Psyche, des Nervensystems und des Immunsystems.
Erstmalig aufgetreten ist das Phänomen dieser Wechselwirkung im Jahr 1878, als der Mediziner Louis Pasteur feststellte, dass Hühner infektionsanfälliger sind, wenn sie unter hohem Stress stehen. Fast ein Jahrhundert später wies der amerikanische Psychologe Robert Ader die Zusammenarbeit des Nervensystems mit dem Immunsytem nach.
Die Botenstoffe des Nervensystems wirken auf die des Immunsystems ein und umgekehrt. Positive und negative psychische Prozesse wirken sich daher nachweislich auf die Gesundheit des menschlichen Körpers aus.
#2: Wie die Psyche (negativ) auf das Immunsystem wirkt
Im Mittelpunkt der Psycho-Neuro-Immunologie steht die Wirkung von Stress auf das Immunsystem.
Nachgewiesen ist, dass gewisse Stresshormone, die Kortikosteride, bestimmte Bereiche des Immunsystems beeinflussen. Sie hemmen beispielsweise die Produktion von Zytokin sowie die Arbeit der Lymphozyten und natürlichen Killerzellen, die für die Immunabwehr von entscheidender Bedeutung sind.
Was folgt ist der sogenannte „Open-Window-Effekt“. Das bedeutet, dass die Anfälligkeit für Infektionskrankheiten steigt. Krankheitserreger können nicht mehr ausreichend vom Immunsystem bekämpft werden.
Neben den Infektionskrankheiten beeinflussen auch psychische Krankheiten wie Depressionen oder Angststörungen das Immunsystem. Auch ein hohes Stresslevel wirkt sich auf die Immunabwehrfunktion aus:
- Stress: Die Folgen von Stress für das Immunsystem sind je nach Stresstyp unterschiedlich, beziehungsweise werden individuell unterschiedlich wahrgenommen. Tatsächlich können innere und äußere Stressfaktoren für chronische Belastungen oder Traumata sorgen, wenn der Mensch die Stresssituation subjektiv als überfordernd oder gefährlich empfindet. In diesen Fällen kann man sowohl eine allgemeine Immunsuppression als auch Fehlfunktionen des Immunsystems beobachten. Auf der anderen Seite sorgt aktuer Stress aber auch dafür, dass die Aktivität des unspezifische Immunsystem gesteigert, es also schneller hochgefahren wird. Dies war in der frühen Entwicklung des Menschen eine wichtige Eigenschaft für Kampf- oder Fluchtsituationen, in denen es des Häufigeren zu Verletzungen kam.
- Depression: Auch Depressionen wirken sich nach aktuellem Stand der Forschung unterschiedlich auf das Immunsystem aus. Man weiß bisher, dass bei einer Depression die Aktivität der sogenannten NK-Zellen, einer bestimmten Gruppe von Lymphozyten, gehemmt wird, wodurch ein wesentlicher Teil des Immunsystems „deaktiviert“ ist. Durch die Einnahme von Antidepressiva steigt die Aktivität der NK-Zellen jedoch wieder an.
- Angst: Auch die Auswirkungen von Angst- oder Panikstörungen auf das Immunsystem sind individuell verschieden. Auch hier handelt es sich übereinstimmend um eine Verringerung der Lymphozyten-Produktion, wodurch es zu einer Schwächung des Immunsystems kommt.
#3: Positive Gedanken führen zu gesundem Immunsystem
Umgekehrt sorgen positive gefühle und Gedanken für eine bessere Funktionsfähigkeit des Immunsystems.
Hierbei geht es vor allem darum, dass durch positive und lebensfrohe Stimmungen negative Gefühle, Depressionen und Ängste nicht erst auftauchen und dem Körper damit eine hohe NK-Zellen-Produktion ermöglicht wird.
Verschieden Studien, unter anderem aus der HIV-Forschung, haben dargelegt, dass Krankheitsverläufe durch eine selbstsichere, positive Lebenseinstellung deutlich verlangsamt oder abgemildert werden können.
Zu positiven psychischen Einflussfakoren zählen:
- Optimismus
- Selbstbewusstsein, Selbstwert und Selbstwirksamkeit
- Soziale Bindungen
- Dankbarkeit, Fröhlichkeit, Begeisterung und Stolz
- Die Fähigkeit, verschiedene Emotionen zu empfinden und zu differenzieren
#4: Was man gegen Stress tun kann
Es ist mittlerweile bekannt, dass eine gesunde Lebensweise bei der Bewältigung von Stresssituationen hilft.
Neben ausreichend Schlaf- und Erholungsphasen sowie der berühmten „Zeit für sich“ helfen aus eine gesunde Ernährung und sportliche Betätigung dabei, die positiven Gefühle aus #3 hervorzurufen.
Wie genau man mit Sport und richtiger Ernährung die Immunabwehr anregen kann, erfahren Sie in den letzten Artikeln unserer Immunsystem-Serie.
#5: Wo man Hilfe bekommt
Psychische und körperliche Reaktionen auf Stresssituationen, Angstzustände oder gar Depressionen sind Ernst zu nehmen. Bei Beschwerden, psychischer Überforderung oder geistiger Erschöpftheit scheuen Sie sich nicht, zunächst einen Haus- oder gleich einen Facharzt aufzusuchen.
Außerdem bietet die Deutsche Depressions-Hilfe die Möglichkeit, sich unter der Rufnummer 0800 3344533 kostenfrei zu melden, um gemeinsam nach einer Lösung zu schauen.
In ganz akuten Fällen suchen Sie bitte die nächste Notaufnahme auf.