#1: Tu Youyou: Eine Infektion inspirierte zur Foschung
Tu Youyou wurde am 30. Dezember 1930 in Ningbo, Republik China geboren und ist eine chinesische Pharmakologin.
Sie infizierte sich während ihrer Zeit an der weiterführenden Schule mit Tuberkulose. Dies konnte sie überwinden, aber es inspirierte sie, in die medizinische Forschung zu gehen.
Tu Youyou absolvierte die „Beijing Medical University School of Pharmacy“ und setze ihre Forschungen an chinesischer Pflanzenheilkunde an der „China Academy of Chinese Medical Sciences“ fort. Sie studierte in der Abteilung für Pharmazeutische Wissenschaften und beendete ihr Studium 1955. Später wurde sie noch für zweieinhalb Jahre in traditioneller chinesischer Medizin (TCM) ausgebildet.
#2: Tu arbeitete in einem Geheimprojekt
Die Todesrate an Malaria war im Vietnamkrieg höher als die in Kampfsituationen gefallener Soldaten, und das auf beiden Seiten. Nordvietnam bat China um Hilfe bei der Forschung an Malaria, und wie man den Ausbruch verhindern kann.
Das bis dahin eingesetzte Medikament Chloroquin verlor zunehmend an Wirkung, da immer mehr Parasiten eine Resistenz entwickelten. Der damalige Präsident der Volksrepublik China, Mao Tse-tung, etablierte dann das geheime „Projekt 523“.
Problematisch an dem Ganzen war, dass viele Intellektuelle im Zuge der sogenannten Kulturrevolution deportiert, eingesperrt und zum Teil auch gefoltert wurden. Somit fehlten nun kompetente Forscher für das Projekt, weswegen über 500 Wissenschaftler aus sechzig Forschungsinstituten abkommandiert wurden.
#3: Für die Forschung opferte Tu ihr Familienglück
1969 wurde Tu Youyou für das Projekt rekrutiert. Ihr Ehemann befand sich zu der Zeit aufgrund der Kulturrevolution in einem Arbeitslager. Sie sollte für das Projekt zunächst einen Malariaausbruch in Südchina studieren, weswegen sie ihre kleine Tochter für die Zeit in ein Kinderheim geben musste. Leider erkannte ihre Tochter sie nach einigen Monaten, als Tu sie abholen wollte, nicht wieder.
In Anbetracht der Grausamkeit, viele kleine Kinder im Endstadium von Malaria gesehen zu haben, entschied sie sich – so wurde später festgehalten – wie folgt: „Meine Forschung hatte damals Priorität. Mein Privatleben musste ich dafür opfern.“
#4: Die Lösung fand Tu Youyou in der TCM
Tu Youyou und ihr Team begaben sich auf die Suche nach einem Malariamittel, indem sie mehrere tausend alte chinesische Handschriften durcharbeiteten. In einem Buch aus dem Jahr 340 n. Chr. wurden Sie fündig. Der chinesische Gelehrte Ge Hong beschrieb darin ein Mittel, welches aus einjährigem Beifuß (Artemisia annua) hergestellt wird.
Nach diesem Fund begannen Die Experimente mit verschiedenen Extrakten aus der Pflanze, allerdings war keine Kontinuität erkennbar. Mal tötete es die Parasiten in Mäusen ab und mal nicht.
Nachdem Tu Youyou nochmal die alten Handschriften durcharbeitete, bemerkte sie den Fehler: Der Wirkstoff wurde bei zu großer Hitze zerstört.
Sie versuchte es sodann mit Ether als Lösungsmittel, und mit dem nun gewonnen Wirkstoff konnte sie sowohl Mäuse als auch Affen erfolgreich behandeln. Und wie in der Medizin nicht so unüblich, testete Tu das gewonnene Mittel Artemisinin auch an sich selbst.
#5: Die „Professorin der drei Keine“ kam erst spät zu Ehrungen
Trotz dieses Durchbruchs erhielten Tu Youyou und ihr Team zunächst nicht die Anerkennung, die sie verdient hätte. Da die Entdeckung im Zuge eines Geheimprojektes entstand, wurden die Ergebnisse zunächst nicht publiziert.
Erst wenige Jahre nach dem Tod von Mao wurde ein englischer Artikel der „Qinghaosu Antimalaria Coordinating Research Group“ veröffentlicht, international folgte der erste Artikel 1982, bei beiden wurde Tu Youyou nicht namentlich benannt.
Allerdings hatte sie ihre Ergebnisse bereits im Jahr 1981 einer WHO-Besuchergruppe in Peking präsentiert.
Doch erst über 25 Jahre später, und auch nur, weil die amerikanischen Malariaforscher Louis Miller und Xinzhuan Su zusammen nach dem eigentlichen Entdecker von Artemisinin suchten, stießen sie nach viel Recherche auf Tu Youyou. Unter chinesischen Kollegen war sie inzwischen bekannt als die „Professorin der drei Keine“ – keine Mitgliedschaft in der prestigeträchtigen Chinesischen Akademie der Wissenschaften, kein Doktortitel, keine Forschungserfahrung außerhalb Chinas. Miller und Su veröffentlichen ihre Entdeckung 2011 im Journal Cell.
Die Suche von Miller und Su sorgten so dafür, dass Tu Youyou endlich Würdigung erfuhr. 2011 wurde sie mit dem Lasker Award, 2015 schließlich mit dem Nobelpreis in Medizin ausgezeichnet.
Anlässlich der Nobelpreis-Verleihung sagte Tu Youyou in einer Videobotschaft, dass die Entdeckung „die Leistung des ganzen Teams“ war, und dass der Nobelpreis deshalb an „das gesamte Team, sowie an die traditionelle chinesische Medizin insgesamt“ vergeben wurde.
Quellen:
- Informationen auf Lindau Nobel Laureate Meetings
- Eintrag auf der deutschsprachigen Wikipedia
- Nicholas J. White, Tran T. Hien, François H. Nosten: „A Brief History of Qinghaosu.“ In: Trends Parasitol. 2015 Dec; 31(12): 607–610.
- Louis H. Miller, Xinzhuan SuArtemisinin: „Discovery from the Chinese Herbal Garden.“ In: Cell 146, September 16, 2011, S. 855–858