Theodor Fliedner
Theodor Flied­ner war entschei­den­der Wegbe­rei­ter der Diako­nie.

#1: Theodor Flied­ner hatte neun Geschwis­ter

Georg Heinrich Theodor Flied­ner – so sein voller Name – wurde am 21. Januar 1800 in Eppstein bei Frank­furt am Main geboren. Als eins von zehn Kindern wurde ihm sozia­ler Umgang in die Wiege gelegt. Das sollte sich auch in seinem späte­ren Handeln und Wirken deutlich zeigen.

Seine Eltern waren Henri­ette und Jakob Flied­ner. Zweite­rer war Pfarrer, der den Lebens­weg seines Sohnes maßgeb­lich beein­flusste. Durch ihn könnte er schon früh einen Sinn für seine Gemeinde und soziale Gemein­schaft entwi­ckelt haben.

#2: Der geborene Theologe

Schon als Kind war für Theodor Flied­ner klar, dass er in die Fußstap­fen seines Vaters treten wollte. Zusätz­li­che Prägung erfuhr er sicher­lich auch durch den Unter­richt, den er und seine Geschwis­ter neben der Schule von den Eltern zu Hause bekamen.

Trotz des frühen Todes seines Vaters, Flied­ner war erst 13 Jahre alt, hielt er an seinem Wunsch fest und studierte nach der Schule Theolo­gie in Gießen und Göttin­gen. Seine Hauslehr­zeit verbrachte er in Köln und wurde schließ­lich 1822 Pfarrer in Kaiser­werth bei Düssel­dorf. Als Wahlspruch soll er folgen­den Satz gewählt haben: „Sollte die Wahl des Pfarrers auf mich fallen, werde ich der Gemeinde ein guter Pastor sein. Und um meiner Rede Inhalt wohl wissend füge ich hinzu: Mein Leben – für das Leben!“

#3: Nächs­ten­liebe als Lebens­kon­zept

Flied­ner gilt heute als bedeu­ten­der Wegbe­rei­ter für die diako­ni­sche Arbeit in Deutsch­land. Die Diako­nie als Insti­tu­tion steht heute vor allem für gelebte Nächs­ten­liebe. Ein Konzept, das Theodor Flied­ner auch schon seiner­zeit lebte. In seiner Arbeit als Pfarrer war er stets mit der Armut der Menschen in seinem Gemein­de­kreis konfron­tiert, weshalb er schon früh Anstren­gun­gen unter­nahm die Lebens­um­stände der Leute zu verbes­sern. So begab er sich auf Kollek­ten­rei­sen nach England und Holland und sammelte Geld für soziale Zwecke.

Außer­dem engagierte er sich mit der Gründung der Rheinisch-Westfä­li­schen Gefäng­nis-Gesell­schaft für bessere Lebens­um­stände für Häfltinge und ihre Resozia­li­sie­rung. Zudem setzte er sich dafür ein, Bildungs­maß­nah­men für Kinder und Jugend­li­che zu verbes­sern und gründete eine Einrich­tung, die er Lehr- und Erzie­hungs­dia­ko­nie nannte.

#4: Theodor Flied­ner als Wegbe­rei­ter der Diako­nie

Auch der schlech­ten Situa­tion der Menschen in den Kranken­häu­sern nahm er sich gemein­sam mit seiner Frau Friede­rike an – dort arbei­te­ten seiner­zeit haupt­säch­lich Wärter und keine Pflege­kräfte, auch die Hygiene in den Einrich­tun­gen war ein Problem. Deshalb gründete er 1836 eine Bildungs­an­stalt für evange­li­sche Pflege­rin­nen, die Kaiser­we­ther Diako­nis­sen­an­stalt. Diese war das weltweit erste Diako­nis­sen-Mutter­haus, in dem Frauen ausge­bil­det wurden, um in sozia­len Einrich­tun­gen wie Kranken­häu­sern zu dienen. Ihre Arbeit verän­derte die Pflege zukunfts­wei­send und führte zu einer Profes­sio­na­li­sie­rung des Gebiets. Auch Florence Night­in­gale, die als Begrün­de­rin der moder­nen Kranken­pflege gilt, lernte in der Kaiser­wert­her Diako­nis­sen­an­stalt.

Friede­rike Flied­ner war bis zu ihrem Tod 1842 Leite­rin der Diako­nis­sen­an­stalt. Später übernahm Theodor Flied­ners zweite Frau, Caroline Bertheau, die Position und blieb auch nach dem Tod ihres Mannes im Dienste der Anstalt. Zu seinem Tod im Oktober 1864 gab es schon 415 Diako­nis­sen, die im Jahr 1936 einen Höchst­stand von 2.000 Anstal­ten erreich­ten.

#5: Sein Vermächt­nis: Die Theodor Flied­ner Stiftung

Zusam­men mit Caroline gründete Theodor Flied­ner im Jahr 1844 die Pasto­ral­ge­hül­fen- und Diako­nie­an­stalt, aus der die heutige Theodor Flied­ner Stiftung hervor­ging.

Heute sind rund 2.600 Menschen in der Stiftung tätig, die sich der Alten‑, Kranken- und Behin­der­ten­hilfe verschrie­ben haben. An bundes­weit 50 Stand­or­ten bietet die Stiftung vielfäl­tige Dienste an. Ein wichti­ger Schwer­punkt der Stiftung liegt auf der Unter­stüt­zung älterer Menschen. Durch Angebote wie mobile Pflege, statio­näre Pflege­plätze, Kurzzeit­pflege und betreu­tes Wohnen soll Betrof­fe­nen ein selbst­be­stimm­tes Leben ermög­licht werden.

Ein weite­rer Fokus ist die Förde­rung der seeli­schen Gesund­heit. Hierfür bietet die Stiftung Einrich­tun­gen und Thera­pie­op­tio­nen an, die Menschen mit psychi­schen Erkran­kun­gen helfen, ihr seeli­sches Wohlbe­fin­den zu stärken. Auch Menschen mit Behin­de­run­gen finden bei der Theodor Flied­ner Stiftung Unter­stüt­zung. Sie stellt ihnen Arbeits­plätze, Wohnan­ge­bote sowie Assis­tenz- und Lebens­hil­fen bereit, um ihre Teilhabe am Arbeits­markt und am gesell­schaft­li­chen Leben zu fördern.

Neben diesen sozia­len Angebo­ten spielt auch die Ausbil­dung eine zentrale Rolle in der Arbeit der Stiftung. Sie bietet Pflege­aus­bil­dun­gen sowie Fort- und Weiter­bil­dun­gen in den Berei­chen Pflege, Gesund­heit und Sozia­les an, um die Quali­tät der Arbeit in diesen wichti­gen Feldern weiter zu steigern. Dazu betreibt die Theodor Flied­ner Stiftung auch eine eigene Pflege­schule.

FAQ

Wer war Theodor Flied­ner?

Theodor Flied­ner war ein evange­li­scher Theologe, der am 21. Januar 1800 in Eppstein geboren wurde und als Wegbe­rei­ter der diako­ni­schen Arbeit in Deutsch­land gilt. Er gründete 1836 die Kaiser­wert­her Diako­nis­sen­an­stalt, die erste Ausbil­dungs­stätte für evange­li­sche Pflege­rin­nen, und setzte sich für soziale Refor­men, bessere Lebens­be­din­gun­gen sowie die Resozia­li­sie­rung von Gefan­ge­nen ein. Seine Arbeit legte den Grund­stein für moderne Pflege und soziale Einrich­tun­gen.

Was ist die Theodor Flied­ner Stiftung?

Die Theodor Flied­ner Stiftung ist eine soziale Einrich­tung, die sich auf Alten‑, Kranken- und Behin­der­ten­hilfe spezia­li­siert und bundes­weit an 50 Stand­or­ten tätig ist. Mit Angebo­ten wie mobiler Pflege, statio­nä­ren Pflege­plät­zen, Thera­pie für psychi­sche Gesund­heit und Integra­ti­ons­hil­fen fördert sie ein selbst­be­stimm­tes Leben. Zudem betreibt die Stiftung eine eigene Pflege­schule und engagiert sich in der Aus- und Weiter­bil­dung im Pflege- und Gesund­heits­be­reich.

Warum war Theodor Flied­ner für die Pflege so wichtig?

Theodor Flied­ner revolu­tio­nierte die Pflege durch die Gründung der weltweit ersten Diako­nis­sen­an­stalt, die Frauen als profes­sio­nelle Pflege­kräfte ausbil­dete. Er erkannte die Bedeu­tung quali­fi­zier­ter Pflege in Kranken­häu­sern und setzte so neue Standards. Seine Arbeit inspi­rierte unter anderem Florence Night­in­gale und trug entschei­dend zur Profes­sio­na­li­sie­rung der Kranken­pflege bei.