Rudolf Virchow, geboren am 13. Oktober 1821 in Pommern, war ein deutscher Arzt, Wissen­schaft­ler, Politi­ker und Patho­loge. Verstor­ben ist er am 5. Septem­ber 1902 in Berlin.

Nach Abschluss des Gymna­si­ums besuchte er als Stipen­diat die Militär­ärzt­li­che Akade­mie in Berlin und legte dort im Jahre 1843 seine Disser­ta­tion ab. Im Anschluss arbei­tete er im Leichen­haus der Berli­ner Charité.

Aufgrund seines anhal­ten­den politi­schen Engage­ments wurde er um 1848 vom preußi­schen Staat gemaß­re­gelt, worauf­hin er im Folge­jahr Berlin erst einmal den Rücken kehrte und zur Univer­si­tät nach Würzburg wechselte. In seiner Würzbur­ger Zeit sollte er die Grund­la­gen der Zellu­lar­pa­tho­lo­gie erarbei­ten.

Erst im Jahr 1856 kehrte er dann als Direk­tor des neu gegrün­de­ten Patho­lo­gi­schen Insti­tuts der Charité nach Berlin zurück.

Bluterkrankungen
Störun­gen im Blutkreis­lauf können Throm­bo­sen und andere Erkran­kun­gen zur Folge haben. Bild: 7active Studio/Dreamstime

#1: Virchow als bedeu­ten­der Medizin­wis­sen­schaft­ler

In seinen über 46 Jahren als Leiter des Patho­lo­gi­schen Insti­tuts etablierte er die Patho­lo­gie als akade­mi­sche Diszi­plin.

Rudolf Virchow hat einige bedeu­tende Entde­ckun­gen in der moder­nen Medizin gemacht, unter anderem zu Erkran­kun­gen des Blutes. Allge­mein am bekann­tes­ten dürften aber seine Erkennt­nisse zur Ursache und Entste­hung von Embolien und Throm­bo­sen – die nach ihm benannte Virchow-Trias – sein.

Diese beschreibt die ursäch­li­chen Fakto­ren der Entste­hung einer Throm­bose oder Phlebo­throm­bose: Nach Virchow spielen drei Fakto­ren eine wesent­li­che Rolle bei der Entste­hung von Throm­bo­sen, und zwar

  1. Verän­de­run­gen oder Schädi­gun­gen der Gefäß­wände,
  2. die Verän­de­rung der Strömungs­ge­schwin­dig­keit des Blutes und
  3. die Verän­de­rung der Visko­si­tät des Blutes.

Die von ihm entwi­ckelte Zellpa­tho­lo­gie sollte die, seit der Antike gültige, Humoral­pa­tho­lo­gie (auch bekannt als „Säfte­lehre“) endgül­tig als vorherr­schen­des Krank­heits­kon­zept ablösen. Des Weite­ren gilt er als Begrün­der der moder­nen Sozial­hy­giene.

#2: Ein Fürspre­cher für die beruf­li­che Kranken­pflege

Virchow forderte vehement die Möglich­keit einer berufs­mä­ßi­gen Ausbil­dung zur Kranken­pflege auch außer­halb der damals vorherr­schen­den kirch­li­chen Struk­tu­ren sowie die flächen­de­ckende Einrich­tung von Kranken­pfle­ge­schu­len an jedem großen Kranken­haus, um die pflege­ri­sche Gesund­heits­ver­sor­gung der Bevöl­ke­rung sicher­zu­stel­len.

Darüber hinaus forderte er ein verstän­di­ges Zusam­men­wir­ken von Arzt und Kranken­pflege.

#3: Rudolf Virchow war auch Politi­ker

Virchow galt als engagier­ter Links­li­be­ra­ler und Republi­ka­ner. 1848 betei­ligte er sich an den Barri­ka­den­kämp­fen in Berlin im Rahmen der Märzre­vo­lu­tion. Später war er Gründungs­mit­glied und Vorsit­zen­der der libera­len Deutschen Fotschritts­par­tei.

„Wohlstand, Bildung und Freiheit bedin­gen sich gegen­sei­tig“

Rudolf Virchow, 1848

Virchow war von 1859 bis zu seinem Tod gewähl­tes Mitglied des Berli­ners Kommu­nal­par­la­ments, der sogenann­ten Stadt­ver­ord­ne­ten­ver­samm­lung. In dieser Position setze er sich für verschie­dene Projekte, wie den Bau von Kranken­häu­sern oder der Errich­tung eines hygie­ni­schen Schlacht­hofs ein.

Von ganz beson­de­rer Bedeu­tung sollte hier jedoch die Zusam­men­ar­beit mit dem Stadt­rat Arnold Marggraff sowie dem Stadt­pla­ner James Hobrecht sein: Diese war die Trieb­fe­der zur Umset­zung einer moder­nen Kanali­sa­tion in Berlin.

In seinem Leben war er zudem auch Mitglied im preußi­schen Abgeord­ne­ten­haus sowie im Deutschen Reichs­tag.

Rudolf Virchow und Otto von Bismarck
Diese beiden wurde wohl keine Freunde mehr: Rudolf Vorchow (li.) und Otto von Bismarck (re.)

Funfact: Als politi­scher Gegner des Minis­ter­prä­si­den­ten und späte­ren Reichs­kanz­lers Otto von Bismarck griff er diesen 1865 verbal so stark an, dass von Bismarck ihn darauf­hin zu einem Duell heraus­for­derte. Virchow lehnte dies aller­dings ab.

#4: Antro­po­loge und Wissen­schafts­för­de­rer

Rudolf Virchow war nicht nur an Medizin und Politik inter­es­siert, sondern auch Grund­la­gen­for­scher im Bereich der Anthro­po­lo­gie und der Ethno­lo­gie. Sein ganz beson­de­res Inter­esse fiel vor allem auf Schädel und Schädel­for­men, weswe­gen er diese auch sammelte. Bis zu seinem Tod kamen so circa 3.000 Schädel in der Charité zusam­men.

Darüber hinaus förderte er die Grabungs­kam­pa­gnen seines Freun­des Heinrich Schli­e­mann in Troja. Auf Virch­ows Betrei­ben hin schenkte Schli­e­mann den von ihm entdeck­ten Schatz von Priamos dem deutschen Volk.

Weiter­hin förderte er wissen­schaft­li­che Sammlun­gen und unter­stützte den Bau des König­li­chen Museums für Völker­kunde in Berlin (heute: Ethno­lo­gi­sches Museum).

#5: Zahlrei­che Ehrun­gen – damals wie heute

Bereits zu Lebzei­ten erhielt Virchow für seine Leistun­gen zahlrei­che Ehrun­gen, so zum Beispiel verschie­dene Ehren­mit­glied­schaf­ten, Orden und Medail­len. Darüber hinaus wurden jeweils zu seinem 70. und 80. Geburts­tag spezi­elle Ehren­me­dail­len geprägt. Ebenfalls zu seinem 70. Geburts­tag erfolgte die Ernen­nung zum Ehren­bür­ger der Stad Berlin.

Viele seiner Wegge­fähr­ten verehr­ten Virchow regel­recht. So wurde er in einem Nachruf als „Lehrmeis­ter der Welt“. Zur Trauer­feier am 9. Septem­ber 1902 fanden sich Tausende von Trauer­gäs­ten ein, um ihm die letzte Ehre zu erwei­sen.

Zahlrei­che postume Ehrun­gen erinnern noch heute an das Lebens­werk Rudolf Virch­ows. Neben Denkmä­lern und Gedenk­ta­feln sowie nach ihm benann­ten Straßen, Gebäu­den, Einrich­tun­gen und Insti­tu­tio­nen, zählen hierzu unter auch verschie­dene Auszeich­nun­gen und Preise.

Der 13. Oktober – Virch­ows Geburts­tag – gilt gemein­hin als Welt-Throm­bose-Tag.

Quellen:

  1. Artikel zu Rudolf Virchow auf Wikipe­dia.
  2. Geschichts­seite des Insti­tuts für Patho­lo­gie der Univer­si­tät Würzburg.
  3. Biogra­fie Rudolf Virch­ows auf den Seiten des Leben­din­gen Museums Online (LeMO).
  4. Artikel zu Rudolf Virchow auf DocCheck Flexi­kon.
  5. Virchow, Die berufs­mä­ßige Ausbil­dung zur Kranken­pflege auch außer­halb der bestehen­den kirch­li­chen Organi­sa­tione, in: Die Berli­ner Frauen-Vereins-Confe­renz am 5. und 6. Novem­ber 1869, S. 84–93.