#1: Madeleine Leininger war auch Anthropologin
Madeleine Leininger wurde am 13. Juli 1925 in Sutton, Nebraska (Vereinigte Staaten) geboren und verstarb 87-jährig im August 2012. Sie war Professorin für Krankenpflege und hat maßgebliche Theorien zur transkulturellen Pflege hervorgebracht. Leininger hielt zuletzt nicht weniger als drei Ehrendoktorwürden. Von der American Academy of Nursing (AAN) wurde Leininger 1998 als„Living Legend“ ausgezeichnet.
Nachdem Leininger als Krankenpflegerin an der St. Anthonys School of Nursing in Denver (Colorado) ihre pflegerische Karriere begann, absolvierte sie zunächst ein Studium der Biologie. Einer Tätigkeit als Stationsleitung folgte der Magister in psychiatrischer Krankenpflege.
Später promovierte Madeleine Leininger mit dem Schwerpunkt auf kulturelle und psychologische Anthropologie. Damit ist sie die erste Pflegetheoretikerin gewesen, die zugleich auch Anthropologin war.
#2: Leiniger entwickelte die Theorie der „Transkulturellen Pflege“
Bereits in den 1940er Jahren wurde sich Madeleine Leininger der Bedeutung kulturspezifischer Fürsorge bewusst. Sie fasste deshalb den Entschluss, das Kulturspezifische jeder Kultur zu erfassen und fruchtbar für ihre theoretischen Arbeiten zu machen.
Zu diesem Zweck begründete sie die Methode der Ethnopflege (Ethnonursing) begründet. Sie leitete diese von der Ethnowissenschaft als Teil der Anthropologie ab.
Auf der Grundlage ethnopflegerischer Studien in Neuguinea begann sie ihre maßgeblichen Pflegetheorien zu entwickeln. Die Untersuchungen von mindestens 12 Kulturen sind in ihre Arbeiten eingeflossen. Die erste Vorlesung über transkulturelle Krankenpflege hielt sie im Jahre 1966.
#3: Menschliche Fürsorge als zentraler Begriff
Ein zentraler Begriff in den Theorien von Leininger ist die menschliche Fürsorge (care). Sie hebt die Fürsorge als einen ebenso wichtigen Faktor für den Heilungsprozess von Patienten hervor wie etwa die medizinische Versorgung.
Unter Fürsorge versteht die Pflegetheoretikern dabei, dass man sich einfühlsam mit dem Patienten auseinandersetzt, auch etwa im Hinblick auf sein soziales Umfeld, und die pflegerischen Prozesse an die individuellen Bedürfnisse anpasst.
Entscheidend ist: Fürsorge gibt es laut Madeleine Leininger in jeder Kultur, wie sie aber konkret in Erscheinung tritt kann in jeder Kultur anders sein.
#4: „Keine Heilung ohne Pflege“
Für die Entwicklung ihrer Theorien und die weitere Erforschung von kulturspezifischen Fürsorgephänomenen hat Madeleine Leininger eine Reihe von Grundannahmen aufgestellt, hier eine Auswahl:
- Formen der Pflege sind je nach Kultur unterschiedlich, wenngleich Pflege als universelles Phänomen zu verstehen ist.
- Die Fürsorge bildet das zentrale Element in der professionellen Pflege und ist wesentlich für den Genesungsprozess.
- Es gibt keine Heilung ohne Pflege, aber Pflege ohne Heilung.
#5: „Sunrise-Modell“ als Gesamtwerk
Hervorgegangen aus Leiningers Forschungsarbeit ist das zentrale „Sunrise-Modell“, das sie innerhalb von 30 Jahren entwickelt und stets erweitert bzw. aktualisiert hat. Es dient einem Gesamtüberblick der verschiedenen – aber zusammenhängenden – Dimensionen, die relevant für die kulturelle Pflege sind.
Abgebildet sind die verschiedenen kulturellen Faktoren, die sowohl für die Pflegenden als auch die Patienten Einfluss gebend sind und sich auf den Pflege- und Heilungsprozess auswirken. Darunter sind unter anderem soziale und familiäre, religiöse, technische und erzieherische Einflussfaktoren gefasst.
Pflegefachpersonen sollen mit dem Sunrise-Modell schnell und überblicksartig Wissen darüber bekommen, welche kulturspezifischen Vorstellungen der Fürsorge die Patienten haben können. Es ist zugleich kreativ und dynamisch einsetzbar und kann somit individuell am Patienten ausgerichtet werden.