#1: Lebensmittelunverträglichkeiten oder Allergie – was ist der Unterschied?
Allergien und Lebensmittelunverträglichkeiten sind nicht das Gleiche, auch wenn sie durchaus ähnliche Symptome auslösen können.
Bei einer Allergie reagiert das Immunsystem auf bestimmte Nahrungsmittel (zum Beispiel Nüsse): Es hält diese irrtümlich für schädlich, wodurch eine Immunreaktion ausgelöst wird. Es kann zu Juckreiz, Hautausschlag, aber auch zu Magen-Darm-Reaktionen kommen.
Die Lebensmittelunverträglichkeit stellt hingegen keine Immunreaktion dar. Sie entsteht, wenn der Darm nicht in der Lage ist, bestimmte Nahrungsmittel zu verdauen.
Die Beschwerden bei Unverträglichkeiten sind sehr vielfältig. Je nach Art der Unverträglichkeit kommt es zu Blähbauch, Bauchschmerzen oder Durchfall, aber auch zu Kopfschmerzen, Atemproblemen oder Hautreaktionen.
#2: Welche Unverträglichkeiten gibt es?
Menschen mit zum Beispiel Laktoseintoleranz vertragen nur geringe Mengen an Milchzucker. Ihnen fehlt das Enzym Laktase, mit dessen Hilfe der Milchzucker im Darm aufgespalten wird.
Dadurch gelangt der Zucker in den Dickdarm und wird dort zerlegt, was zur Gasbildung führt. Laktoseintoleranz gilt in der westlichen Welt als Unverträglichkeit, ist aber in Afrika und Ostasien die Norm: Dort vertragen bis zu 90 Prozent der Menschen keine Laktose. In Deutschland sind es hingegen nur 15 Prozent der Bevölkerung.
Auch der Fruchtzucker, die sogenannte Fruktose, löst bei vielen Menschen Verdauungsbeschwerden aus. Bei jedem Menschen ist die Menge Fruchtzucker, die im Darm verarbeitet werden kann, begrenzt, bei einigen Menschen ist sie jedoch sehr stark eingeschränkt. So führen schon geringe Obstmengen zu Beschwerden.
Auch der Konsum von Getreide kann bei machen Menschen zu körperlichen Beschwerden führen. Schuld daran ist das darin enthaltene Klebereinweiß Gluten.
Die Ursache hierfür kann in einer Allergie des Soforttyps, einer Sensitivität gegen Gluten beziehungsweise Weize (Glutenintoleranz) ohne Darmveränderung oder in der Autoimmunerkrankung Zöliakie liegen. Letztere führt zu einer chronischen Entzündung der Dünndarmschleimhaut.
Zöliakie kann zu ernsthaftem Nährstoffmangel führen, da Gluten in sehr vielen Nahrungsmitteln vorkommt. Betroffene sollten am besten mit einer spezialisierten Ernährungsberatung zusammenarbeiten.
Die Histaminintoleranz gilt als die am schwersten zu beschreibende Unverträglichkeit. Denn der Stoff Histamin kommt im menschlichen Körper vor, findet sich aber auch in Lebensmitteln oder wird durch bestimmte Lebensmittel im Körper freigesetzt. In hohen Dosen löst Histamin bei allen Menschen Reaktionen aus, zum Beispiel bei einer Fischvergiftung.
Bei manchen Menschen ist die verträgliche Dosis allerdings sehr gering, was vermutlich mit Enzymen wie der Diaminoxidase zusammenhängt.
Anders als bei Reaktionen auf Fruktose oder Laktose ist es für die Betroffenen sehr schwer, bestimmte Lebensmittel als Ursache ihrer Probleme zu identifizieren, da die Reaktionen durch so unterschiedliche Lebensmittel wie Rotwein, Parmesan oder Innereien ausgelöst werden. Auch hier ist eine spezialisierte Ernährungsberatung empfehlenswert.
#3: Hilft ein IgG-Test bei der Diagnose?
Beim IgG-Test wird untersucht, ob sich im Blut des Patienten bestimmte Antikörper, die sogenannten Immunglobine befinden.
Was viele nicht wissen: Unser Immunsystem bildet Antikörper, um gefährliche von ungefährlichen Stoffen zu unterscheiden – also nicht nur bei schädlichen, sondern auch bei unschädlichen Stoffen.
Bei Nahrungsmitteln, die man oft isst, werden auf jeden Fall Antikörper gebildet, sodass das Vorhandensein von IgG-Antikörpern im Blut völlig normal ist und keine Krankheit anzeigt.
#4: Sind Unverträglichkeiten heilbar?
Viele Unverträglichkeiten bessern sich durch eine entsprechende Ernährungsumstellung. Nach einer Karenzzeit, in der der belastende Stoff vermieden wird, kann nach und nach die Menge von Milchzucker, Fruchtzucker oder Histamin in der Nahrung wieder erhöht werden.
Eine Ausnahme bildet die Zöliakie: Diese ist nicht heilbar, obwohl auch hier die Beschwerden durch eine glutenfreie Ernährung reduziert werden können. Die Betroffenen müssen diese Ernährungsumstellung allerdings ihr ganzes Leben lang durchhalten.
#5: Sind „frei von …“-Lebensmittel gesünder?
Oft entwickeln sich ausgehend von realen Beschwerden Ernährungstrends. Prominente berichten in den Sozialen Medien darüber, wie viel besser sie sich durch eine gluten- oder histaminarme Ernährung fühlen.
Viele Supermärkte folgen dem Trend und haben ganze Regale mit Lebensmitteln, die frei von Gluten, Laktose oder Fruktose sind – was für die Betroffenen eine ernorme Erleichterung beim Einkaufen bedeutet.
Daraus sollte man aber nicht ableiten, dass eine entsprechende Ernährungsweise gesundheitliche Vorteile hat. Für Menschen, die alle Lebensmittel problemlos vertragen, (also keine Lebensmittelunverträglichkeiten haben) gibt es keinen Grund, Ausschlussdiäten zu folgen.
Auch die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) warnt ausdrücklich davor, ohne ärztliche Diagnose ganze Lebensmittelgruppen aus dem eigenen Speiseplan zu verbannen – die Gefahr einer Mangelernährung ist zu groß.