#1: Sein Vater brachte ihm die Mikrospie nahe
Joseph Lister wurde am 5. April 1827 in Upton (Essex, Vereinigtes Königreich) als eines von sieben Kindern einer wohlhabenden Quäker-Familie geboren.
Sein Vater Joseph Jackson Lister war – neben seiner Haupttätigkeit im väterlichen Weinhandel – Optiker und Physiker, dessen wissenschaftliches Interesse sich insbesondere auf das Feld der optischen Mikroskopie konzentrierte.
Durch ihn erlernte Lister das Mikroskopieren, durch das er später den gesamten Verlauf einer entzündeten Wunde nachvollziehen konnte.
#2: Joseph Lister behandelte Queen Victoria
Nach dem Lister in London erfolgreich das Studium der Medizin (1849 bis 1852) beenden konnte, zog es ihn nach Schottland. Mit einem Empfehlungsschreiben seines früheren Universitätsprofessors William Sharpy in der Tasche, stellte er sich James Syme vor. Syme galt als Pionier moderner Operationstechniken und war zudem ein renommierter Dozent an der Universität Edinburgh. In der Folge wurde Joseph Lister nicht nur Symes Assistent, sondern – durch Heirat mit dessen Tochter Agnes im Jahre 1856 – auch zu dessen Schwiegersohn.
Bereits im Jahre 1855 wurde er Mitglied der ältesten Chirurgenvereinigung der Welt, dem Royal College of Surgeons of Edinburgh (gegründet 1505). Ab 1860 übernahm Lister mehrere Professuren für Chirurgie an angesehenen Universitäten in Glasgow, Edinburgh und London.
Mit der Berufung zum sogenannten Regius „Professor der klinischen Chirurgie“ an der Universität Edinburgh – eine Position, die bereits zuvor sein Schwiegervater inne hatte – wurde er zeitgleich auch zum Hofchirurgen der Königin für Schottland ernannt. In dieser Rolle führte er erfolgreich eine Abszessentfernung bei Queen Victoria, während eines Aufenthalts in Balmoral Castle, durch.
#3: Einführung der Antisepsis
Angeregt durch die Arbeiten des Franzosen Louis Pasteurs zu Keimen als Ursache von Fäulnis- und Gärungsprozessen, stellte Lister die Überlegung auf, dass bei einer Wundinfektion die gleichen Prozesse stattfinden und ebenso kleinste, mikroskopische Lebewesen verantwortlich dafür sind.
Gleichzeitig setzte man im Norden Englands Phenol (veraltet: Karbol) gegen den Gestank von Abwässern ein. Dies brachte Lister auf die Idee, Phenol auch in der Chirurgie und zur Wundbehandlung zu verwenden.
Zum ersten Mal verwendete er Phenol 1865 bei der Wundbehandlung am Schienenbein eines elfjährigen Jungen. Dazu legte er ihm für einige Tage ein Tuch, getränkt in Phenol, um und tatsächlich schien die Wunde nicht wie sonst infiziert zu sein. Auch in Operationssälen kam Phenol zum Einsatz – die Operationsinstrumente, der gesamte OP-Bereich und die Wunde wurden mit der Chemikalie behandelt.
Tatsächlich konnte aufgrund der daraus resultierenden Vermeidung von Infektionen die Sterblichkeitsrate von Patienten erheblich reduziert werden. Seine bahnbrechenden Erkenntnisse veröffentlichte er 1867 in der renommierte Wissenschaftpublikation The Lancet und legte so den Grundstein für Antisepsis und Asepsis.
Da Phenol jedoch Hautreizungen hervorrief, wurde es schon bald durch andere, besser verträgliche Desinfektionsmittel ersetzt.
#4: Joseph Lister revolutionierte das Operationswesen
Auf den britischen Chirurgen gehen aber noch viele weitere Erfindungen und Neuerungen zurück: Um beispielsweise die Luft in den OP-Sälen desinfizieren zu können, baute er einen Zerstäuber.
Des Weiteren führte er flächendeckend die Anwendung von Catgut – stabile Saiten oder Fäden aus Schafs‑, Rind- und anderen Naturdärmen – ein, da er dass zur damaligen Zeit gebräuchliche Nahtmaterial für den Wundverschluss, wie zum Beispiel Seide, als unzurreichend erkannte.
Ebenso führte er die regelmäßige Anwendung von Wunddrainagen ein, um Blut und Wundsekret aus frischen Winden nach außen abzuleiten.
#5: Erhebung in den Adelsstand
Bereits zu Lebzeit erhielt Lister zahlreiche Ehrungen, wie beispielsweise Ehrendoktorwürden und Ehrenbürgerschaften. Darüber hinaus wurde ihm der erbliche Adelstitel Baron Lister verliehen, wodurch er in den englischen Hochadel aufstieg.
Joseph Lister starb am 10. Februar im Jahr 1912 in Kent, im Südosten Englands.
Zu seinen Ehren sind in London sowie in Glasgow Statuen aufgestellt. Zudem wurden nach ihm unter anderem die Bakteriengattung „Listeria“, ein Gebäude in der Royal Infirmary in Glasgow sowie Gletscher und Berge in der Ostantarktis benannt