#1: Henry Dunant war Geschäftsmann und Humanist
Henry Dunant wurde am 8. Mai 1828 als Jean-Henri Dunant in Genf (Schweiz) geboren und war ein Geschäftsmann und Humanist. Er war im Mühlengeschäft tätig und bewarb sich mit Kapital von Verwandten um Land für den Bau moderner Mühlen, um Weizenmehl nach Europa zu exportieren.
Gleichzeitig hatte Dunant eine stark humanistisch geprägte Ader, schon früh wurde ihm durch die Erziehung seiner Eltern, die sehr fromm waren und sich wohltätig engagierten, soziale Verantwortung nahe gelegt.
#2: Ungeplant freiwilliger Lazaretthelfer
Auf einer Geschäftsreise wurde Dunant Zeuge von den Folgen der äußerst blutig geführten Schlacht bei Solferino, einem kleinen Ort in der Lombardei (Italien), nahe des Gardasees. Hier kämpften am 24. Juni 1859 die Truppen des Königreichs Sardinien-Piemont und Frankreichs unter der Führung Kaiser Napoleons III. gemeinsam gegen die Armee des Kaisertums Österreichs.
Nach dem Ende der Schlacht – als der Rauch der Kanonen längst verflogen war – lagen noch zehntausende Soldaten beider Parteien verwundet oder sterbend auf dem Feld, ohne dass ihnen Hilfe zuteil kam. Dieser Anblick der erschreckte Dunant so sehr, dass er kurzerhand seine ursprünglichen geschäftlichen Pläne vergaß und sich um die Versorgung der verwundeten Soldaten kümmerte. Unter anderem richtete er mit Freiwilligen eine Behelfshospital ein, organisierte dringend benötigte Güter wie Proviant sowie Verbandsmaterial und leistete selbst Seelsorge.
Als er zurück nach Genf kam, ließen ihn die Bilder nicht mehr los, weshalb er seine Erinnerungen an die Schlacht von Solferino in einem Buch niederschrieb. Unter dem Titel „Un souvenir de Solferino“ (deutscher Titel: „Eine Erinnerung an Solferino“) offenbart er den Lesern eindrucksvoll und realistisch die blutigen Szenen des Krieges. Es endete mit dem Appell, das Hilfsgesellschaften für Verwundete in verschiedenen Ländern gegründet werden sollten.
#3: Entstehung des Roten Kreuzes
Das Werk, dass er auf eignene Kosten veröffentlichte und vertrieb, war ein voller Erfolg. Und seine appellierenden Worte fruchteten: In einem Fünfergremium, darunter auch Dunant, wurde darüber beraten wie seine Ideen einer Organisation freiwilliger Helfer für Verwundete umgesetzt werden können.
Es war die Begründung des „Internationalen Komitees der Hilfsgesellschaften für die Verwundetenpflege“, das seit 1876 den Namen „Internationales Komitee vom Roten Kreuz“ (IKRK) trägt.
Dunant kämpfte lange entgegen der Meinung eines anderen Gremiumsmitgliedes um die Klausel der Neutralität, die den Verwundeten entgegen gebracht werden solle und schließlich auf der Genfer Konvention festgeschrieben wurde. Seit der Konvention entwickelte sich das „Rote Kreuz“ zur wichtigsten Hilfsorganisation in Kriegszeiten.
#4: Er gründete nicht nur das Rote Kreuz
Neben dem „Roten Kreuz“ geht auch die Gründung der heute größte Jungendorganisation – der Christliche Verein Junger Menschen (CVJM) – mit 45 Millionen Mitgliedern auf Dunant zurück.
#5: Henry Dunant war am Ende finanziell ruiniert
Zwar war der Name Henry Dunant seit Gründung der Hilfsorganisation in aller Munde, zugleich vernachlässigte er jedoch seine geschäftlichen Unternehmungen und geriet zusehends in den finanziellen Ruin.
Sein Fall ging sogar vor Gericht, ihm wurde vorgeworfen er habe Aktionäre bewusst getäuscht. Er wurde infolge dessen aus dem Komitee ausgeschlossen, nur noch seine Familie hielt zu ihm.
Die Niederschläge und die Enttäuschungen machten Dunant stark zu schaffen, er ließ sich im kleinen Örtchen Heiden (Schweiz, Kanton Appenzell Ausserrhoden) nieder. Erst ein Zeitungsartikel aus dem Jahr 1895 brachte Dunant wieder in das Licht der Öffentlichkeit und er wurde als Gründer des Roten Kreuzes moralisch rehabilitiert.
1901 erhielt Henry Dunant – zusammen mit dem französischen Friedensaktivisten Frederic Passy – den ersten Friedensnobelpreis überhaupt. Zwei Jahre später würdigte ihn der Ärzteverband mit einem Ehrendoktor der Medizin.
Dunant verstarb am 30. Oktober 1910 in Heiden.