Achtung: Dieser Artikel ersetzt keine fachmedizinische Diagnose. Bei Verdacht auf eine Depression sollten Sie zeitnah einen Facharzt aufsuchen.
#1: Symptome und Diagnose der Depression
Oft wird die Depression einfach mit Traurigkeit oder Niedergeschlagenheit verwechselt. Das ist jedoch falsch. Die Niedergeschlagenheit ist zwar eins der Hauptsymptome bei Depressionen, daneben tritt aber auch Antriebslosigkeit auf. Ganz typisch ist auch die Gleichgültigkeit gegenüber Dingen, die eigentlich Spaß machen. Viele Betroffene fühlen sich wie unter einer grauen Wolke. Für eine Diagnose müssen alle diese Symptome seit mehr als zwei Wochen auftreten.
Daneben gibt es weitere Symptome wie Gefühle von Wertlosigkeit, grundlose Schuldgefühle und erhöhte Reizbarkeit. Erkrankte Menschen haben Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren oder Entscheidungen zu treffen und leiden unter Grübeln und Selbstzweifeln.
Auch körperliche Symptome wie Schlafstörungen, Appetitzunahme oder Appetitlosigkeit, Kopfschmerzen und sexuelle Dysfunktionen können auftreten. Viele Betroffene sprechen oder bewegen sich deutlich langsamer und meiden körperliche Bewegung. Mindestens zwei dieser Nebensymptome müssen über mehr als zwei Wochen vorhanden sein, um die Kriterien der Diagnose zu erfüllen.
#2: Formen der Depression
Die Depression kann viele Formen annehmen. Die häufigsten sind
- die unipolare Depression: Diese Form ist gekennzeichnet durch eine depressive Episode, die ein paar Wochen, aber auch mehrere Monate dauern kann. Im Lauf eines Lebens können auch mehrere Episoden auftreten.
- die bipolare Depression: Diese kennt man auch unter dem Namen manisch-depressive Störung. Bei dieser Form treten abwechselnd mit den depressiven auch manische Episoden auf, in denen die Betroffenen unter Ruhelosigkeit, extremem Tatendrang und wahnhafter Selbstüberschätzung leiden. Bei der bipolaren Depression ist eine medikamentöse Therapie sehr wichtig.
- die Dysthemie: Hier sind die depressiven Symptome schwach, dauern aber jahrelang an.
#3: Tabuthema Selbstmord
Depressionen können lebensbedrohlich werden: Selbstmordgedanken treten sehr häufig bei erkrankten Menschen auf, da sie oft nicht an eine Heilung glauben. Diese Hoffnungslosigkeit ist zwar ein Symptom, für die Betroffenen in diesem Moment jedoch realistisch. Zahlen des Statistischen Bundesamtes aus dem Jahr 2019 zeigen, dass jährlich etwa 9.000 Menschen durch Selbstmord sterben. Ungefähr 50 Prozent davon haben an einer Depression gelitten.
Die Idee, dass sich Menschen, die von Selbstmord sprechen, nicht töten, ist zwar ein Mythos, hält sich aber hartnäckig. Selbstmordgedanken oder ‑äußerungen sind ein dringendes Alarmzeichen. Spätestens jetzt sollte unbedingt ein Arzt aufgesucht werden. Leider sind in vielen Regionen Deutschlands Therapieplätze nur mit langen Wartezeiten verfügbar. Kurzfristige Hilfe können hier die sozialpsychiatrischen Dienste leisten.
#4: Ursachen und Auslöser
Die Ursachen für Depressionen sind vielschichtig. Neben körperlichen Faktoren wie genetischer Vorbelastung, hormonellen Veränderung oder einem Ungleichgewicht der Botenstoffe im Gehirn spielen auch psychosoziale Aspekte wie chronische Überlastung, traumatische Erlebnisse oder Verlusterlebnisse eine Rolle. Pflegekräfte sind oft durch eine berufliche Überforderung belastet. Das zeigt auch der Barmer-Pflegereport von 2020: Beschäftigte in der Altenpflege habe bis zu 90 Prozent mehr Fehltage aufgrund von Depressionen als Erwerbstätige in sonstigen Berufen.
Allerdings wäre es falsch, die Krankheit nur als Reaktion auf belastende Faktoren zu sehen. Denn auch positive Erlebnisse wie ein Urlaub, der Umzug in eine neue Stadt oder der Start ins Berufsleben können depressive Episoden auslösen.
#5: Therapie und Vorsorge
Die Krankheit lässt sich auf zwei Arten behandeln: Bei leichten und mittelschweren Verläufen ist in der Regel eine verhaltenstherapeutische Begleitung ausreichend. Zusätzlich kann bei schweren Depressionen auch eine medikamentöse Behandlung sinnvoll sein, um die schwersten Symptome zu lindern und so Patienten, die unter extremer Antriebslosigkeit leiden, überhaupt die Energie zu geben, sich therapeutische Hilfe zu suchen. Speziell bei manisch-depressiven Episoden ist der Einsatz von Medikamenten geraten.
Durch einen gesunden Lebensstil kann man Depressionen zwar nicht verhindern, aber das Erkrankungsrisiko günstig beeinflussen. Dazu gehören:
- genug Schlaf: Versuchen Sie, regelmäßige Schlafenszeiten einzuhalten und reduzieren Sie Koffein, Nikotin und Alkohol.
- regelmäßige Bewegung: Falls Sport nichts für Sie ist, können Sie zum Beispiel spazieren gehen.
- soziale Kontakte: Ein Netzwerk aus vertrauten Menschen kann Sie an schlechten Tagen emotional auffangen.
- gesunde Ernährung: Eine vollwertige Ernährung mit viel Gemüse und Obst versorgt den Körper mit allen wichtigen Nährstoffen und kann die Stimmung günstig beeinflussen.
- und nicht zuletzt: Achten Sie auf sich! Wenn Sie feststellen, dass sich ihre Stimmung immer weiter verschlechtert und Sie sich mehr und mehr von Freunden und Familie zurückziehen, dann zögern Sie nicht, sich Hilfe zu suchen.
Weitere Informationen sowie einen Selbsttest finden Sie bei der Stiftung Deutsche Depressionshilfe.