#1: Übergewicht wächst sich nicht aus
Nach einer Studie des Robert Koch-Instituts von 2017 sind in Deutschland 1 Prozent der Jungen und 3,2 Prozent der Mädchen im Alter zwischen drei und sechs Jahren adipös. Im Schulalter steigt der Anteil auf 8,7 Prozent der Jungen und 7,2 Prozent der Mädchen. Adipositas hat bereits im Kindesalter negative Auswirkungen auf die Gesundheit und kann viele Krankheiten nach sich ziehen:
- Diabetes Typ 2
- Bluthochdruck
- Herzinfarkt
- Hüft‑, Knie- und Rückenbeschwerden
- Fettstoffwechselstörungen
- Leberverfettung
- Atemnot
- Störungen des Hormonhaushalts
Abgesehen davon werden übergewichtige und Kinder mit Adipositas häufig zur Zielscheibe für Hänseleien und Vorurteile. Diese Art der Ausgrenzung ist sehr belastend und kann zu Depressionen und Essstörungen führen.
Natürlich ist nicht jedes Kind mit leichtem Übergewicht direkt auf dem Weg zur Adipositas. Es kann aber sinnvoll sein, das Gespräch mit einem Kinderarzt suchen. Dieser kann mit Hilfe des für Kinder angepassten BMIs Übergewicht oder Adipositas diagnostizieren und geeignete Therapiemöglichkeiten empfehlen.
#2: Gewohnheiten werden in der Kindheit geschaffen
Ob Bewegungs- oder Ernährungsverhalten: Beides wird selten bewusst entschieden, sondern ist eine Frage von Gewohnheiten. Deshalb ist es am einfachsten, bereits in der Kindheit gute Gewohnheiten aufzubauen – umso leichter lassen sie sich für den Rest des Lebens aufrechterhalten.
Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt für Kinder und Jugendliche mindestens 60 Minuten leichte bis anstrengende körperliche Aktivität – das können Schwimmen oder Radfahren sein, aber auch Zufußgehen.
Viele Kinder haben Spaß an Sport in der Gruppe. Manche brauchen etwas länger, um eine Aktivität zu finden, die ihnen Spaß macht – am besten möglichst viel ausprobieren.
Ernährungsvorlieben sind zum Teil genetisch bestimmt. Manche Menschen lieben Schokolade, andere Pizza, wieder andere sind Salatfans. Für Kinder mit einer angeborenen Vorliebe für Fettiges und Süßes heißt das aber nicht, dass sie unweigerlich übergewichtig werden und unter Adipositas leiden müssen.
Durch gute Ernährungsgewohnheiten kann man dem Einfluss der Gene entgegenwirken. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt täglich mindestens fünf Portionen Gemüse sowie wenig Zucker und Salz.
#3: Eltern sind Vorbilder
Eltern können viel tun, um ihren Kindern von Anfang an gesunde Gewohnheiten vorzuleben. Freizeitaktivitäten wie gemeinsame Wanderungen, Radtouren oder Ballspiele bringen spielerisch mehr Bewegung ins Wochenende. Auch im Alltag sollte man versuchen – falls möglich – Wege zu Fuß oder mit dem Fahrrad zu erledigen.
Bei der Ernährung können Eltern ebenfalls Vorbild sein. Wählen Sie öfter frische Lebensmittel, kochen Sie selbst gemeinsam mit den Kindern und etablieren Sie gemeinsame Mahlzeiten ohne Fernseher oder Handy. Snacks müssen nicht immer Chips oder Schokolade sein: Auch Obst wie Mandarinen, Trauben oder Kirschen sind süß und eignen sich als Nascherei zwischendurch.
Medienkonsum, sei es Fernsehen, Handy oder Computer, stehen im Zusammenhang mit Übergewicht bei Kindern: Der häufige Konsum von elektronischen Medien ersetzt soziale Kontakte und blockiert Zeit, die sonst mit bewegungsintensiveren Freizeitaktivitäten gefüllt werden könnte.
Es kann sinnvoll sein, mit den Kindern Obergrenzen für Fernsehen oder Internet festzulegen. Die Einhaltung dieser Regeln funktioniert natürlich am besten, wenn alle Familienmitglieder sich danach richten.
#4: Emotionales Essen ist gefährlich
Die Tafel Schokolade für das traurige Kind, das süße Obstmus für ein weinendes Baby – so gut das auch gemeint ist, so schlecht ist es langfristig. Denn so schafft man für das Kind die Verbindung zwischen schlechten Gefühlen und Süßigkeiten.
Kinder, die von Anfang an lernen, unangenehme Gefühle mit Essen zu kontrollieren, haben im Erwachsenenalter Probleme, sich das emotionale Essen wieder abzugewöhnen. Nach Angaben der Krankenkasse IKK classic sind bis zu 30 Prozent der Deutschen emotionale Esser.
Das Problem dabei: Einmal etabliert ist dieses Verhaltensmuster nur sehr schwer zu ändern. So kommt es nicht nur zu Adipositas, sondern oft auch zu Schuldgefühlen, da die Betroffenen sich oft vornehmen, anders zu essen, dies aber aufgrund des psychologischen Drucks nicht schaffen.
Am besten ist es daher, das Muster gar nicht erst entstehen zu lassen. Essen darf Genuss sein, sollte aber nicht als Trost oder Belohnung etabliert werden. Auch Rituale wie „einmal in der Woche ein Stück Kuchen“ machen Süßigkeit zu etwas ganz Besonderem.
Eltern sollten besonders darauf achten, auch Gewohnheiten wie Nikotin- und Alkoholkonsum zum Stressabbau nicht vorzuleben.
#5: Das Umfeld ist für Adipositas entscheidend
Nicht nur das Elternhaus spielt eine Rolle, auch das Umfeld. Ein großer Faktor ist die Werbung. Viele Lebensmittel werden speziell für Kinder konzipiert und vermarktet. Oft werden in der Werbung die wertvollen Inhaltsstoffe hervorgehoben oder die gute Qualität.
So versuchen Hersteller davon abzulenken, dass es sich bei ihren Produkten eben nicht um Grundnahrungsmittel, sondern um Süßigkeiten handelt.
So wurde zum Beispiel ein Kinderjoghurt mit sehr hohem Zuckeranteil in den 80er Jahren mit dem Slogan „So wertvoll wie ein kleines Steak“ angepriesen.
Weitere Taktiken sind ein verniedlichendes Produktdesign wie Wurst in Tierform oder eine kindgerechte Darstellung des Lebensmittels in der Werbung, zum Beispiel tanzende Bonbons mit Armen und Beinen.
Für viele Familien ist jedoch auch Convenience ein Faktor. Viele Artikel – so auch dieser – empfehlen selbst zubereitetes Essen aus frischen Zutaten. Das dauert jedoch länger als ein Fertiggericht aus der Mikrowelle. Wer Kochen als aufwändig empfindet, sollte sich langsam umstellen: Schon ein oder zwei selbst gekochte Gerichte pro Woche helfen der Gesundheit – und Übung macht den Meister. Adipositas – adé!