Sozialversicherungsbeitrag
Wie hoch steigt der Sozial­ver­si­che­rungs­bei­trag noch? Bild: Bruno / Pixabay

Sozial­ver­si­che­rungs­bei­trag als Fass ohne Boden? Mithilfe einer stärke­ren Steuer­fi­nan­zie­rung und einer an den Einnah­men orien­tier­ten Ausga­ben­kon­trolle in der GKV ließe sich dieser Anstieg dämpfen, glauben Exper­ten.

Das geht aus einer szena­ri­en­ba­sier­ten Projek­tion der Beitrags­satz­ent­wick­lung für alle Zweige der Sozial­ver­si­che­rung, also gesetz­li­che Renten‑, Kranken-. Pflege- und Arbeits­lo­sen­ver­si­che­rung, bis zum Jahr 2035 hervor.

Dafür model­lier­ten IGES-Exper­ten den Einfluss der wichtigs­ten beitrags­re­le­van­ten Einfluss­fak­to­ren wie etwa Bevölkerungs‑, Lohn- und Beschäf­ti­gungs­ent­wick­lung. Jüngste von der Bundes­re­gie­rung beschlos­sene Refor­men bei der Rente und der Kranken­haus­ver­sor­gung wurden mit einbe­rech­net.

Zudem wurden ausge­wählte Maßnah­men zur Stabi­li­sie­rung der Finanz­si­tua­tion in der Sozial­ver­si­che­rung in eine Gesamt­pro­jek­tion einbe­zo­gen. Die Kurzstu­die entstand für die DAK-Gesund­heit.

Beitrags­satz­an­stiege bei GKV und SPV wirken sich aus

Der Gesamt­so­zi­al­ver­si­che­rungs­bei­trags­satz steigt der Projek­tion zufolge ab dem Jahr 2024 weiter an.

In den Jahren 2025 und 2026 spielen dabei vor allem erwar­tete Beitrags­satz­an­stiege in der Gesetz­li­chen Kranken- und Pflege­ver­si­che­rung (GKV und SPV) mit rein, wie ein Basis­sze­na­rio zeigt. Im Basis­sze­na­rio gingen die IGES-Wissen­schaft­ler von mittle­ren Ausprä­gun­gen der unter­such­ten Einfluss­fak­to­ren aus, die auf die Beitrags­höhe wirken.

Ab dem Jahr 2028 drohen den Berech­nun­gen zufolge bis auf margi­nale Ausnah­men in allen vier Zweigen der Sozial­ver­si­che­rung weitere Beitrags­satz­an­stiege, die im Jahr 2035 zu einer Gesamt­höhe des Gesamt­so­zi­al­ver­si­che­rungs­bei­trags­sat­zes von 48,6 Prozent führen.

Dämpfung der GKV-Ausga­ben durch mehr Steuer­fi­nan­zie­rung

Maßnah­men einer derzeit hypothe­ti­schen, stärke­ren Steuer­fi­nan­zie­rung in der GKV und SPV könnten diesen Anstieg dämpfen.

In der Projek­tion erfolgte dies auf Vorschlag der DAK-Gesund­heit rechne­risch durch eine Finan­zie­rung der Deckungs­lü­cke bei Bürger­geld­be­zie­hern in der GKV – nach IGES-Berech­nun­gen ein Betrag von rund neun Milli­ar­den Euro -, durch eine Dynami­sie­rung des Bundes­zu­schus­ses in der GKV gemäß der Lohnent­wick­lung sowie durch eine Steuer­fi­nan­zie­rung der Renten­ver­si­che­rungs­bei­träge von Pflege­per­so­nen und Ausbil­dungs­kos­ten in der SPV, was sich auf rund vier Milli­ar­den Euro belau­fen würde.

Dadurch könnte sich der Gesamt­so­zi­al­ver­si­che­rungs­bei­trags­satz im Jahr 2035 um knapp 1,0 Prozent­punkte verrin­gern und läge dann bei 47,7 Prozent.

Starker Effekt einer einnah­me­ori­en­tier­ten Ausga­ben­po­li­tik

Einen starken Effekt auf die Entwick­lung des Gesamt­so­zi­al­ver­si­che­rungs­bei­trags hätte eine einnah­me­ori­en­tierte Ausga­ben­po­li­tik in der GKV, bei der sich die GKV-Ausga­ben künftig an der durch­schnitt­li­chen Entwick­lung der beitrags­pflich­ti­gen Einnah­men orien­tie­ren.

Käme dies zu der ausge­wei­te­ten Steuer­fi­nan­zie­rung hinzu, fiele der Gesamt­so­zi­al­ver­si­che­rungs­bei­trags­satz im Jahr 2035 mit 45,5 Prozent um weitere 0,4 Prozent­punkte gerin­ger aus.

Beitrags­satz­an­stieg in der GKV auf 19,3 Prozent

Die Kurzstu­die schlüs­selt die Beitrags­ent­wick­lung jedes einzel­nen unter­such­ten Sozial­ver­si­che­rungs­zweigs auf. Beispiel GKV: Der Projek­tion zufolge wird der Beitrags­satz künftig kräftig steigen.

Im Jahr 2025 wächst er voraus­sicht­lich um 0,6 Prozent­punkte auf 16,9 Prozent und 2026 auf 17,4 Prozent, da dann keine Mittel mehr aus der Liqui­di­täts­re­serve des Gesund­heits­fonds bereit­ste­hen.

Zudem kommen weitere finan­zi­elle Belas­tun­gen auf: darun­ter knapp 1,3 Milli­ar­den Euro als Rückzah­lung des 2023 gewähr­ten Bundes­dar­le­hens für die GKV sowie 2,5 Milli­ar­den als erste Zahlung für den im Kranken­haus­ver­sor­gungs­ver­bes­se­rungs­ge­set­zes (KHVVG) vorge­se­he­nen Trans­for­ma­ti­ons­fonds, um die geplan­ten Umstruk­tu­rie­run­gen der Kranken­häu­ser zu unter­stüt­zen.

Ab 2027 sind in der Projek­tion keine vergleich­ba­ren Sonder­be­las­tun­gen antizi­piert worden und es wurde unter­stellt, dass die von der Bundes­re­gie­rung erwar­te­ten Effizi­enz­ge­winne des KHVVG tatsäch­lich reali­siert werden und zu entspre­chen­den Minder­aus­ga­ben führen (1 Milli­arde Euro). Trotz­dem steigen die Leistungs­aus­ga­ben im Basis­sze­na­rio stärker als die beitrags­pflich­ti­gen Einnah­men.

Dadurch öffnet sich die Schere zwischen Ausga­ben- und Einnah­men­ent­wick­lung weiter und der Beitrags­satz steigt im Basis­sze­na­rio im Jahr 2035 auf 19,3 Prozent.

Quelle: DAK Gesund­heit