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KI kann Entlas­tung in der Pflege­bran­che schaf­fen Bild: Desirée Gorges

Sie planen Dienste, erzäh­len Witze, diagnos­ti­zie­ren Krank­hei­ten, schla­gen Pflege­maß­nah­men vor oder entlas­ten den Rücken: Künst­li­che Intel­li­genz (KI) und Roboter haben längst Einzug in Pflege­ein­rich­tun­gen und Kranken­häu­sern erhal­ten.

Zum Standard zählen sie aber noch nicht, vielmehr scheint der Einsatz noch immer eine Beson­der­heit zu sein, die Presse­mel­dun­gen und State­ments erfor­der­lich machen. So zum Beispiel sprach sich kürzlich der nieder­säch­si­sche Diako­nie-Chef Hans-Joachim Lenke für einen verstärk­ten Einsatz von Robotern in der Pflege aus, „auch um dem immer größer werden­den Perso­nal­man­gel entge­gen­zu­wir­ken.“

KI kann Pflege­per­so­nal entlas­ten, aber nicht erset­zen

KI und Roboter können Pflege­fach­kräfte nicht erset­zen, darin sind sich Fachleute und Entwick­ler generell einig. Sie sollen es auch gar nicht, denn insbe­son­dere in der Pflege ist der zwischen­mensch­li­che Kontakt elemen­tar und zentra­ler Berufs­aspekt. Digitale, intel­li­gente Helfer können im Pflege­all­tag aber eine Menge Zeit und Kraft erspa­ren, wenn zum Beispiel:

  • die Pflege­do­ku­men­ta­tion direkt an Ort und Stelle per Sprach­ein­gabe und Kamera­funk­tion über ein Mobil­ge­rät und ohne Nachar­beit festge­hal­ten werden kann.
  • eine KI die Dienst­pla­nung und das Ausfall­ma­nage­ment übernimmt.
  • ein Roboter körper­li­che Arbei­ten wie Heben, Umlagern oder die Mobili­sie­rung von Gelen­ken übernimmt.
  • ein Roboter soziale Inter­ak­tio­nen mit Bewoh­nern oder Patien­ten übernimmt, zum Beispiel indem er Witze erzählt, etwas vorliest oder Körper­kon­takt simuliert.
  • eine KI bzw. ein Roboter als Assis­tenz einge­setzt wird, zum Beispiel für Boten­gänge oder zur Unter­stüt­zung bei Diagnose und Maßnah­men­pla­nung.

Es gibt inzwi­schen zahlrei­che Angebote und laufende Projekte, die sich mit solchen KI-Lösun­gen spezi­ell für die Pflege befas­sen. Dahin­ter stecken kleine Start-ups, etablierte Unter­neh­men oder auch große Konsor­tien, an denen Akteure aus Wissen­schaft, Indus­trie, Pflege­pra­xis und Spezia­lis­ten für Digita­li­sie­rung und KI betei­ligt sind.

Ihre Produkte und Entwick­lun­gen reichen von einfa­chen Apps und Weban­wen­dun­gen über multi­funk­tio­nale Assis­tenz- und Notfall­sys­teme bis hin zu fernsteu­er­ba­ren Pflege­ro­bo­tern.

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Entlas­tung, soziale Inter­ak­tion oder Planung: KI in der Pflege setzt an vielen Stellen an. Bild: Desirée Gorges

KI ist Wissen­schaft und Wirtschaft

Eine Dienst­pla­nungs-App für 40 Euro monat­lich, eine Pflege­robbe für 5.000 Euro (Link Inter­view) oder ein Roboter im fünfstel­li­gen Bereich – unterm Strich ist der Einsatz von KI und Robotern natür­lich auch eine Frage der Wirtschaft­lich­keit.

Welche Inves­ti­tion und welchen Gewinn eine KI-Lösung mit sich bringt, hängt von vielen Fakto­ren wie der Größe der Einrich­tung, der Mitar­bei­ter­an­zahl, aber auch vom konkre­ten Nutzen ab.

So kann die Dienst­pla­nung mit KI nicht nur viel Zeit sparen, sondern auch die Mitar­bei­ter­zu­frie­den­heit erhöhen, während die Pflege­robbe die Gemüter erfreut oder der Heberobo­ter der körper­li­chen Gesund­heit der Beleg­schaft zugute­kommt.

Wissen allein macht eine KI nicht intel­li­gent

Eine KI ist so gut wie die Daten, auf denen sie basiert. Spätes­tens seit ChatGPT ist bekannt, dass aus vielen Daten auch viel Unfug und Allge­mein­plätze resul­tie­ren können. Um dem KI-Chatbot beste Ergeb­nisse zu entlo­cken, muss man richtig promp­ten, also gezielte Fragen und klare Aufga­ben formu­lie­ren.

Auch dies will gelernt sein und kostet mitun­ter viel Zeit – in der man die Aufgabe vielleicht auch selbst hätte erledi­gen können. Die Formel kann somit auch lauten: Eine KI ist nur so gut, wie die Anfor­de­run­gen, die der Mensch an sie stellt.

Für ein KI-basier­tes Assis­tenz­sys­tem in der Pflege, welches zum Beispiel Behand­lun­gen vorschlägt oder bei der Diagnose unter­stützt, sind ebenfalls viele, vor allem aber quali­ta­tiv hochwer­tige Trainings­da­ten nötig. Hinzu­kommt die Lernfä­hig­keit einer KI, ein typisches Merkmal, das im allge­mei­nen Sprach­ge­brauch aber oft verschwimmt.

So werden zum Beispiel auch Lösun­gen, die auf einer Software­au­to­ma­tion beruhen und nicht eigen­stän­dig dazuler­nen können, unter KI erfasst.

KI ist nicht gleich KI

Doch es macht einen Unter­schied, ob eine KI einem program­mier­ten Ablauf folgt, um zu einem Ergeb­nis zu gelan­gen oder ob sie so program­miert ist, dass sie den Ablauf selbst erler­nen kann.

Diese Fähig­keit erfor­dert zusam­men mit den Daten­men­gen hohe Rechen­leis­tung und viel Energie, was einer­seits auf der Kosten- und Umwelt­bi­lanz einschlägt und anderer­seits zur Verbes­se­rung und Weiter­ent­wick­lung von KI beiträgt und Innova­tio­nen voran­treibt.

In der Praxis kann sich die Intel­li­genz folglich in sehr unter­schied­li­chen Ausprä­gun­gen zeigen: Die Pflege­robbe etwa lernt durch Berüh­run­gen, Stimmen und Licht­ver­hält­nisse und passt ihr Verhal­ten indivi­du­ell an verschie­dene Menschen an.

Ihre Verhal­tens­wei­sen und Bewegun­gen aber sind begrenzt, die Robbe kann keine neuen dazuler­nen. Dagegen muss ein intel­li­gen­tes Assis­tenz­sys­tem, das Pflege­maß­nah­men vorschlägt, neben der fachlich-medizi­ni­schen Daten­grund­lage eine ganze Reihe persön­li­cher Daten verab­reicht bekom­men, um den mensch­li­chen Patien­ten kennen­zu­ler­nen.

Vertrau­ens­sa­che: Daten, Schutz und Sicher­heit

Das Preis­ge­ben persön­li­cher und sensi­bler Daten für eine KI ist nach wie vor eine große Hemmschwelle: Die Daten werden irgendwo gespei­chert, sie werden verar­bei­tet, das Ausmaß der Weiter­ver­ar­bei­tung ist in vieler­lei Hinsicht ungewiss. Stren­ger Daten­schutz und Sicher­heit stehen nicht zuletzt deshalb ganz oben, wenn eine KI nach ihrer Vertrau­ens­wür­dig­keit beurteilt wird.

Wie ein Mensch, lernt auch eine KI nie aus und kann sich auf unergründ­li­che Pfade begeben. Deshalb ist es gut, wenn in der Pflege am Ende der Mensch die Oberhand behält und nicht eine KI die finale Entschei­dung trifft.

FAQ´s

Welche KI-Lösun­gen gibt es für die Pflege?

KI kann in Apps und Weban­wen­dun­gen oder Robotern stecken. KI-Lösun­gen können in der Pflege etwa bei der Dienst­pla­nung und Pflege­do­ku­men­ta­tion einge­setzt werden oder zur Diagnose- und Maßnah­men­fin­dung heran­ge­zo­gen werden. Hebe- und Service­ro­bo­ter können Pflege­per­so­nal entlas­ten, soziale Roboter mit Bewoh­nern und Patien­ten agieren oder auch assis­tie­ren.

Warum ist KI nicht gleich KI?

KI basiert auf Daten, was eine große und zudem quali­ta­tiv hochwer­tige Daten­ba­sis erfor­dert. Ob und wie viel eine KI dazulernt, hängt von der jewei­li­gen Program­mie­rung und weite­ren Fakto­ren wie z.B. der vorhan­de­nen Rechen­leis­tung ab.

Was kostet KI?

Es gibt Lösun­gen im zweistel­li­gen Bereich, andere gehen in die Tausende. In der Regel ist der Einsatz von KI mit laufen­den Kosten verbun­den, z.B. durch monat­li­che Nutzungs­ge­büh­ren oder Wartungs­ver­träge. Die Entwick­lung einer KI kann Unsum­men verschlin­gen, denn neben dem Zeitfak­tor zahlen hier auch große Rechner­ka­pa­zi­tä­ten und Energie­kos­ten ein.

Fazit

KI in der Pflege kann die großen Probleme der Branche nicht lösen, aber zur Entlas­tung beitra­gen und Unter­stüt­zung im Pflege­all­tag leisten. Es gibt zahlrei­che Lösun­gen für zahlrei­che Anwen­dungs­sze­na­rien, die kleinere oder größere Verbes­se­run­gen bewir­ken können.

Welche KI oder welcher Roboter am besten geeig­net ist, hängt von vielen Fakto­ren ab. Neben der Kosten-Nutzen­frage und indivi­du­el­len Gegeben­hei­ten einer Einrich­tung, spielen Quali­tät, Vertrauen und Sicher­heit eine wichtige Rolle

Quellen: Fraun­ho­fer Insti­tut, Alten­pflege Online